Ein paar Tage nach dem Kongreß des Palästinensischen Nationalrats sollten Issam und ich zusammen bei einer öffentlichen Versammlung in London auftreten. Diese Veranstaltung war seit langem von einer Gruppe in London lebender Juden und Israelis, die sich der Sache des israelisch-palästinensischen Friedens widmeten, geplant worden.

Als ich in London eintraf, sagte mir die junge Dame, die mich im Auftrag der Organisatoren abholte, daß Issam aus Paris angerufen habe und mich um sofortigen Rückruf bitte. Vom Flughafen aus rief ich an, und Issam bat mich in dringlichem Ton, den nächsten Flug nach Paris zu nehmen. Er wolle mit uns beraten. Matti sei auch gerade in Paris. Ich sammelte also mein Gepäck ein und bestieg die Maschine nach Paris. Am Flughafen Charles de Gaulle nahm ich ein Taxi und fuhr geradewegs zu Issams Büro, wo ich ihn schon in Klausur mit Matti vorfand.

Die Lage, so erfuhr ich, war viel ernster, als ich dachte. Unter dem Siegel tiefster Verschwiegenheit berichtete uns Issam über die Sitzung des Revolutionsrates der Fatah, dessen Beschlüssen viel mehr Bedeutung zukam als den öffentlichen Beschlüssen des Palästinensischen Nationalrates. Jeder Kontakt mit uns, auch unser Beisammensein geradejetzt, sei ein direkter Verstoß gegen diese Beschlüsse. Issam hatte keinerlei Mandat mehr für Treffen mit uns.

Was war zu tun? Was wurde aus der Versammlung in London? Was sollte künftig aus unseren Bemühungen werden?

Selbst in dieser Situation blieb Issam der Alte. Als es Zeit war, entschied er, wir müßten anständig essen. Er wollte, daß wir etwas Neues ausprobierten, ein argentinisches Restaurant, das er entdeckt hatte. Und so holten wir drei sein Auto aus der Tiefgarage und gingen zusammen aus - offen und illegal -, um dicke argentinische Steaks zu essen. Beim Essen erzählte uns Sartawi mehr darüber, was sich eigentlich in Algier abgespielt hatte, und je mehr er erzählte, um so düsterer sah die Lage aus.

Wir beschlossen, daß Matti und ich einen persönlichen Brief an Arafat schrieben. Wir hatten nicht genug Zeit, ihn tippen zu lassen, deshalb schrieben wir ihn mit der Hand auf Blätter aus meinem Notizbuch und unterschrieben ihn beide. Issam übernahm die Zustellung.

Wir zögerten ein wenig, was genau wir schreiben sollten. Wie üblich war Matti radikaler, während ich vorschlug, die ernsten Dinge, die wir zu sagen hatten, unter den gegebenen Umständen so moderat wie möglich auszudrücken. Matti wollte die Beschlüsse des Palästinensischen Nationalrates "verurteilen", ich gab mich damit zufrieden, unser "Bedauern" auszusprechen. Matti wollte sagen, daß die Beschlüsse des Palästinensischen Nationalrats unvereinbar seien mit dem, was wir bei dem Treffen in Tunis erreicht hätten. Ich schlug vor, es in eine Frage zu kleiden: Wie ist beides auf einen Nenner zu bringen? Auf Drängen Issams gab Matti ein wenig nach.

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