Frieden zu hintertreiben suchte. Es gab keine organisierte Kraft, die diesem Druck entgegenwirken konnte. Es gab keine Lobby für den Frieden, keine organisierte Partei, die das Evangelium einer friedlichen Lösung verkünden, es den Massen der palästinensischen Diaspora erklären konnte. Das war eine Schwäche, die viele palästinensische Intellektuelle erkannten, so der namhafte Gelehrte Edward Said, der mir einmal sagte, daß Arafat seine Politik nicht durchsetzen könne, weil weder er noch Sartawi jemals wirklich versucht hätten, sie der Masse der Palästinenser zu erklären.

Wie könnte eine solche Organisation gebildet werden? Auf wen müßte sie sich stützen? Welche Art von Organisation müßte es sein? In welchem Verhältnis sollte sie zu PLO, Fatah und Arafat stehen?

Das waren Fragen, über die wir viele, viele Stunden lang redeten, wenn wir zusammen in Flugzeugen saßen, in Hotelzimmern Drinks schlürften, durch die Straßen liefen.

Mein eigener Lieblingstraum war - und zwar seit ich 1946 meine erste Broschüre über den Konflikt schrieb - eine gemeinsame Partei von Israelis und Palästinensern, eine Partei, in der sich Patrioten beider Seiten zusammenschlossen und den Patriotismus beider Seiten zu einer gemeinsamen Politik für den Frieden und die Neugestaltung der semitischen Welt integrierten. Ich brachte diesen Gedanken wieder vor, aber Issam meinte, wahrscheinlich ganz zu Recht, daß es dafür zu früh sei, erst müßten die palästinensischen Friedenskräfte organisiert werden. Aber wie?

Seine Überlegungen schwankten zwischen zwei verschiedenen Ansätzen. Der eine war, daß man ein Manifest entwerfen müßte, das klar die Ziele setzte: eine Zweistaatenlösung, die Neufassung der Palästinensischen Charta, die Anerkennung Israels und die überragende Bedeutung einer engen Zusammenarbeit mit der israelischen Friedensbewegung, um das Gesicht Israels zu verändern. Der nächste Schritt wäre dann, eine eindrucksvolle Anzahl palästinensischer Intellektueller im Westen, führende Persönlichkeiten der palästinensischen Bevölkerung in den besetzten Gebieten und andere gleichgesinnte, prominente Palästinenser als Unterzeichner und Herausgeber dieses Manifests zu gewinnen. Ein solcher Schritt würde bestimmt von mehreren arabischen Regimen unterstützt werden, etwa von Marokko, Tunesien, Saudi Arabien, Ägypten und Jordanien. Mit Hilfe großzügiger finanzieller Unterstützung könnte eine weltweite Organisation gebildet werden, die mit einem Netz von Friedensgruppen in Westeuropa und anderen Teilen der Welt kooperierte. Eine parallele israelische Friedensorganisation würde eng mit ihr Zusammenarbeiten. Ein anderer, ehrgeizigerer Plan war die Gründung einer richtigen Partei. Es gab bereits eine palästinensische kommunistische Partei, die für die kommunistische Ideologie und für Moskautreue eintrat. Warum sollte nicht eine selbständige Friedenspartei entstehen und überall dort, wo es Palästinenser gab, ihre Gliederungen organisieren? Eine solche Partei konnte beim nächsten

343