Kongreß des Palästinensischen Nationalrates als eigenständige Kraft auftreten, konnte gegen die hirnlosen Radikalen aufstehen, die in Algier die Debatte beinahe monopolisiert hatten. Sartawi sah sich selbst eindeutig als Führer einer solchen Partei.

Viele Fragen stellten sich. Würde eine solche Partei innerhalb der Fatah oder außerhalb aller vorhandenen Organisationen stehen? Würde sie die oberste Autorität Yassir Arafats anerkennen oder nicht? Welchen genauen Status hätte sie gegenüber der PLO?

Manchmal, wenn er sich ärgerte, hegte Issam ketzerische Gedanken, aber er kam immer schnell wieder zurück auf den Boden der Wirklichkeit. Ich riet ihm dringend davon ab, irgend etwas zu planen, was ihm als Versuch ausgelegt werden könnte, die Fundamente der PLO und die Autorität Arafats zu untergraben. Das war nach meiner Ansicht gefährlich und unrealistisch. Wenn ich an unsere eigenen Erfahrungen vor der Gründung des Staates Israel dachte, wußte ich, wie überragend wichtig eine einheitliche nationale Institution ist. Ich hielt ihm auch die unerschütterliche Treue zu Arafat bei den palästinensischen Massen in der West Bank und in Gaza und den immensen Wert dieser persönlichen Autorität als einigende Kraft vor Augen. Wenn der Augenblick der Verbitterung vorbei war, bestätigte Issam selber diese Fakten und machte sie zur Grundlage seiner Pläne.

In diesen Wochen sprudelte Sartawi über vor Aktivität, erläuterte seine Meinungen und Ideen in einer Vielzahl von Interviews und Artikeln, versuchte zum ersten Mal, seine Gedanken zu systematisieren und sie den palästinensischen Massen nahezubringen. Das Drama der Konferenz von Algier hatte ihn schlagzeilenverdächtig gemacht, und das nutzte er bis zum Letzten, um für seine Linie Aufmerksamkeit zu erregen. Ich sah ihn endlose Stunden am Telefon und im persönlichen Gespräch mit Journalisten jeder Art und Nationalität zubringen.

Es war, als spürte er, daß er nur noch wenig Zeit hatte. Radio Monte Carlo, das vielleicht wichtigste elektronische Medium der Kommunikation in der arabischen Welt, strahlte ein einstündiges Interview mit ihm aus. Wohlmeinende arabische Blätter widmeten seinen Ansichten ganze Seiten. Er selbst sauste herum und redete bei jeder noch so kleinen Gruppe, die ihn einlud, seine Ansichten vorzutragen. Das vielleicht bedeutendste Interview mit ihm erschien am 25. März 1983 in der ägyptischen Wochenzeitung Al Musawar. Der Interviewer war ein junger ägyptischer Journalist in London. Nie zuvor hatte Sartawi so deutlich ausgesprochen, was er dachte. Da er dieses Interview nur Tage vor seinem Tod gab, verdient es, ausführlich zitiert zu werden.

Über die PLO:

"Es ist nicht wahr, daß Issam Sartawi etwas von der PLO Getrenntes wäre. Die

PLO ist für uns das Symbol der nationalen Identität der Palästinenser, wir können uns nicht von ihr absondern ... Wenn ich die PLO kritisiere oder in ihren

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