Was wir erleben (im Dialog mit israelischen Friedenskräften), ist ohne Beispiel in der Geschichte der Nationen oder der Befreiungsbewegungen. Und als wir damit begannen, konnten wir uns nicht auf die Erfahrungen anderer berufen. Deshalb mußten wir eigene Verhaltensregeln entwickeln, je nach den positiven und negativen Reaktionen hier und dort. Denn der Dialog ist ein Anfang von strategischen, nicht bloß taktischen Dimensionen; für uns ist er eine Strategie und nicht, wie viele glauben, eine Taktik. Wir wollen, daß in Israel ein Prozeß in Gang kommt, der zur Anerkennung der nationalen Rechte des palästinensischen Volkes, zur Anerkennung der PLO als einzig legitimer Vertretung dieses Volkes und zur Vereinbarung über den vollen Rückzug Israels vom besetzten arabischen Boden führt.

Daß solche Bestrebungen in Israel entstanden sind, ist etwas grundsätzlich Neues. Wir hoffen, daß sich diese Tendenz rechtzeitig ausbreiten wird und soviel Kraft gewinnt, daß sie fähig wird, die politischen Entscheidungen in Israel zu beeinflussen."

Über die öffentliche Meinung in Israel:

"Wir müssen strikt unterscheiden zwischen zwei Erfahrungen, der ägyptischen und der palästinensischen. Erstens ist die palästinensische Erfahrung um viele Jahre älter als die ägyptische. Zweitens zielte das palästinensische Vorgehen nicht auf das offizielle israelische Establishment ab, sondern auf die öffentliche Meinung. Die israelischen Friedenskräfte sind heute nicht stark genug, um die israelische Politik zu beeinflussen, aber sie sind fähig, sich so zu entwickeln, daß sie ihre Argumente geltend machen und daß sie die israelische Öffentlichkeit von der Notwendigkeit der Lösung überzeugen können, die wir vertreten.

In den Beziehungen zwischen Staaten liegt die Entscheidung in der Hand der Regierung, die die Mehrheit im Parlament hat und die Machtinstrumente kontrolliert. Wir hingegen wollen in der Haltung der israelischen Gesellschaft einen Wandel von Feindschaft zur Anerkennung der Rechte des palästinensischen Volkes bewirken. Das heißt, unser Ausgangspunkt ist, daß wir die Öffentlichkeit überzeugen müssen, bevor wir mit der Regierung verhandeln."

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Am 25. März sollte ich zusammen mit Issam auf einer europäischen Parlamentarierkonferenz in Den Haag auftreten. Es wareine Vorbereitungstagung für die internationale Konferenz zur Palästinafrage der Vereinten Nationen, die im August stattfinden sollte.

Bei der Ankunft in Den Haag stieß ich auf Abu Faisal und Zouhedi Terzi, den offiziellen PLO-Beobachter bei den Vereinten Nationen. Zu meiner Enttäuschung erfuhr ich, daß Sartawi nicht kommen konnte. Er war nach Tunis zu Arafat gerufen worden. Bei aller Enttäuschung - das waren doch gute Neuigkeiten. Das bedeutete, daß Arafat die Initiative ergriffen hatte, um den Riß zwischen ihm und Issam zu kitten, der in Algier entstanden war. Der Vorsitzende war viel zu klug, um auf Sartawis Dienste zu verzichten, und er hatte ihn persönlich viel zu gern, um die Wunde weiter schwären zu lassen.

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