Abu Faisal, Terzi und ich verbrachten den Abend im Haus eines reichen Palästinensers am Ort und diskutierten in gemütlicher Atmosphäre die Lage, und dann fuhr Terzi mich zu meinem Hotel. Die holländische Polizei rechnete offenbar mit Terroranschlägen auf mich, denn am Morgen eskortierten mich vier Polizeibeamte in Zivil, die Hände auf verborgenen Pistolen, zu ihrem Wagen und fuhren mit mir die wenigen hundert Meter zum Parlamentsgebäude. Dort fand ich Issam vor.

Es stellte sich heraus, daß er in Tunis auf Abu Amar gewartet hatte und ungeduldig geworden war. Wie so oft war Abu Amar für ein paar Tage aufgehalten worden, also stand Issam auf und ging. Er traf gerade rechtzeitig zur Eröffnung der Konferenz ein.

Viele der Parlamentarier trauten ihren Augen nicht, als sie den alten PLORepräsentanten und den Gast aus Israel während der ganzen Konferenz nebeneinander sitzen, bei langweiligen Reden miteinander konferieren und sogar in den Verhandlungspausen zusammenhocken sahen. Auf der Tagesordnung stand auch der Dialog zwischen uns, und wieder waren manche im Publikum erstaunt, daß wir uns in unseren Reden gegenseitig lobten und ergänzten, daß wir einander gegen aggressive Fragen verteidigten, daß jeder von uns die Bedeutung der Tätigkeit des anderen unterstrich. Hätten wir beide derselben Partei in demselben Land angehört, wir hätten nicht einiger sein können. Während ich für die Anerkennung der PLO durch Westeuropa als das wichtigste Mittel zur Stärkung der Kräfte der Mäßigung innerhalb der PLO plädierte, setzte Issam sich nachdrücklich für die Einladung der israelischen Friedenskräfte zur bevorstehenden UN-Konferenz ein.

Diesmal gab es keine Zwischenrufe und keine Aufregung wie in London. Im stillen Sitzungssaal des Parlamentsgebäudes, in höchst gesitteter Atmosphäre - Rauchen war nur auf der rechten Seite des Saales erlaubt - sprachen wir beide ruhig. Dennoch, wenn ich Issams Rede, die ich mit meinem kleinen Apparat aufgenommen habe, jetzt im Wortlaut nachlese, bin ich betroffen von der Kraft seines Plädoyers.

*

Als die Konferenz am Abend zu Ende ging, packten die Sicherheitsbeamten uns zusammen in ein Auto und karrten uns zum nahegelegenen Hotel. Es sollte noch ein offizielles Bankett mit Ansprachen und Trinksprüchen stattfinden, und es war schon ziemlich spät. Aber Issam kam vorher noch in mein Zimmer, um das allgegenwärtige Päckchen Brot und Käse, das ich mitgebracht hatte, in Empfang zu nehmen. Er verschlang einen Teil davon an Ort und Stelle. Sein Appetit muß eigentlich gestillt gewesen sein, als wir hinunterfuhren zu dem Saal, in dem uns ein gesundes holländisches Essen erwartete.

350