Auf der anderen Seite war es wichtig, die gemäßigte Mehrheit der PLO zu ermutigen, die jetzt der offenen Rebellion der von Syrien und Libyen gestützten Scharfmacher gegenüberstand. Wenn eine große internationale Konferenz weltweit Unterstützung für die realistische PLO-Führung zum Ausdruck brachte, könnte Arafat seinem eigenen Volk demonstrieren, daß die gemäßigte, verantwortungsbewußte Linie Früchte trug, während der Weg der Scharfmacher in die totale Isolation führte. Auch die Anwesenheit des israelischen Friedenslagers war in diesem Zusammenhang wichtig.

Die Tauben in der Arbeiterpartei, die auch eingeladen waren, sagten natürlich ab, und Yossi Sarid veröffentlichte seine übliche Verurteilung derer, die die Einladung annahmen.

Das für uns entscheidende Argument war ein praktisches. Nach Sartawis Ermordung waren unsere Verbindungen zur PLO spärlich geworden. Ich hatte mich einige Male mit Nimer Hammad getroffen, dem römischen Vertreter, aber es bestand kein regelmäßiger Kontakt, und von der PLO wurde niemand beauftragt, die verwaiste Funktion zu übernehmen. Auch wenn schmerzlich klar war, daß niemand die Lücke füllen konnte, die eine einzigartige Persönlichkeit wie Issam Sartawi hinterlassen hatte, war es doch dringend nötig, eine reguläre Kontaktstelle für die Fortsetzung des Dialogs zu schaffen. Wir hofften, daß in Genf, in den Sälen und Korridoren der Konferenz, der regelmäßige Kontakt wiederhergestellt werden konnte.

Mit dieser Hoffnung, aber auch mit nicht geringen Befürchtungen flogen wir nach Genf.

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Die schöne Stadt am Genfer See ähnelte einem Heerlager im Zustand der Belagerung.

Nur zögernd hatten die Schweizer die Rolle des Gastgebers dieser Konferenz übernommen. Ursprünglich sollte sie in Paris stattfinden, aber die Amerikaner hatten die französische Regierung heftig bedrängt, zu verhindern, daß sie dort stattfände. Dasselbe hatte sich in Österreich zugetragen. Die Schweizer konnten sich nicht weigern, weil die Genfer Niederlassung der Vereinten Nationen, der ehemalige Sitz des Völkerbundes, für die Schweiz viel zu wichtig war, und die UNO brauchte keine Genehmigung der Schweiz, um dort ihre eigene Tätigkeit abzuwickeln.

Doch schon lange vor Beginn der Konferenz warfen die militärischen Vorbereitungen dunkle Schatten. Vielleicht ergriffen die Schweizer mit ihrer üblichen Gründlichkeit nur die Vorsichtsmaßnahmen, die sie für erforderlich hielten. Vielleicht benutzte auch - wie manche glauben - das Schweizer Bundesheer diese Gelegenheit, um eine großangelegte militärische Übung in urbaner Verteidigung zu veranstalten. Die schwärzeste Interpretation aber

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