war, daß die Schweizer, die sich nicht rundheraus weigern konnten, diese Konferenz auf ihrem Boden zu dulden, sie zu sabotieren suchten, indem sie den abschreckenden Eindruck erweckten, dies sei ein Treffen von Terroristen und ihren Sympathisanten, denen jederzeit zuzutrauen war, daß sie sich gegenseitig umbrachten oder von der Konkurrenz umgebracht würden. Im Park des UNO-Gebäudes wurden Luftabwehrgeschütze in Stellung gebracht, Kanonenboote patrouillierten auf dem See gegenüber dem Gebäude, gepanzerte Fahrzeuge rumpelten durch die Straßen. Im Hotel Intercontinental, wo ich - wie die meisten Delegationsmitglieder - wohnte, war das Netz der Sicherheitsmaßnahmen so dicht, das es ans Absurde grenzte. Ich wurde mehrmals täglich durchsucht.

Das alles stand in scharfem Kontrast zur Konferenz selber. Endlose Schlangen von Diplomaten hielten endlose Reden, und jeder fing mit ausgefeilten Belobigungen für die anderen an, um sich dann in Platitüden zu ergehen, die totale Unkenntnis des zur Debatte stehenden Problems, j a sogar Desinteresse verrieten. Einige der Reden waren empörend, etwa die des iranischen Außenministers, der durchblicken ließ, die Zionisten hätten mit Hilfe der Nazis sechs Millionen Juden abgeschlachtet, um den Vorwand für die Vertreibung der Palästinenser aus ihrer rechtmäßigen Heimat zu schaffen. Aber es gab auch tiefschürfende und nachdenklich machende Reden. Die besten Freunde der Palästinenser appellierten an sie, nun unmißverständlich ihre Bereitschaft zu erklären, Israel anzuerkennen und in Frieden mit ihm zu leben, wenn dafür Israel bereit sei, sich aus den besetzten Territorien zurückzuziehen und das Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat anzuerkennen. Was immer auch geredet wurde, es war klar, daß weltweite Übereinstimmung bestand, was die Lösung betraf: Die Koexistenz Israels und eines in der West Bank und in Gaza zu bildenden Palästinenerstaates mit der Hauptstadt Ostjerusalem sowie Verhandlungen zwischen Israel und der PLO. Da saß ich auf der für die "prominenten Persönlichkeiten" reservierten Tribüne und hörte mir an, wie ein Redner nach dem anderen diesen Konsens im Namen seiner Regierung zum Ausdruck brachte, und mir ging der ziemlich unbescheidene Gedanke durch den Kopf, daß ich vielleicht der einzige Mensch in diesem Saal war, der behaupten konnte, diese Lösung schon vor zwanzig Jahren verfochten zu haben. Seither war der Plan einen weiten Weg gegangen.

Über die Lösung bestand also nahezu Einmütigkeit (ausgenommen natürlich die iranischen und libyschen Sprecher und ein paar anderer, aber ganz entschieden eingeschlossen den syrischen Außenminister, unbeschadet seiner kriegerischen Phraseologie), aber es gab auch noch eine andere Art von Übereinstimmung: Keiner wußte, wie diese Lösung ins Werk zu setzen war. Es war ganz wie bei den Mäusen, die beschließen, der Katze die Schelle umzuhängen.

Als ich aufgerufen wurde, meine Rede zu halten, griff ich dieses Problem auf.

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