was los war. Er winkte seiner Genossin, der Anwältin Felicia Langer, die eine sehr scharfe Rede auf der Konferenz gehalten hatte, und lief uns eilig nach. Wir wurden durch Korridore voller Sicherheitsbeamter, Personal der Schweiz, der Palästinenser und der Vereinten Nationen, in einen Raum geführt, wo Arafat mit schwarzen Delegierten plauderte. Als er uns hereinkommen sah, kam er auf uns zu und umarmte uns alle, wobei er darauf achtete, daß sein Fotograf Zeit genug hatte für seine Bilder.

Es war klar, daß für ein seriöses Gespräch keine Zeit war. Auf Druck der Schweizer Sicherheitskräfte hatte Arafat versprochen, die Stadt gleich nach seiner Rede wieder zu verlassen. Für ein vertrauliches Gespräch waren auch zu viele Leute im Raum. Diese, meine dritte Begegnung mit Arafat war eine reine Demonstration, mit der Arafat der ganzen Welt beweisen wollte, daß die Kontakte zwischen der PLO und den israelischen Friedenskräften einschließlich der zionistischen weitergingen und Teil der Bemühungen der PLO um Anerkennung und Frieden seien.

Die Feinde, israelische wie palästinensische, begriffen das sehr gut. Wenige Stunden nachdem die Nachrichtenagenturen die Begegnung gemeldet hatten, gab Abu Saleh, der Führer der sogenannten "Fatah-Rebellen", im libyschen Tripolis eine Erklärung gegen den Verräter Arafat ab, der sich mit zwei berüchtigten Zionisten wie Matti Peled und mir zusammentäte. Während er seine Erklärung verlas, stand neben ihm Mahmoud Labadi, der frühere PLO-Sprecher, der abtrünnig geworden und zu den Rebellen gegangen war, als er seinen Posten verlor.

Ich erinnerte mich gut an Labadi. Er war bei meiner ersten Begegnung mit Arafat in Beirut dabei. Mir war damals seine unterwürfige Art gegenüber Arafat, die von der Art anderer anwesender Palästinenser abstach, unangenehm aufgefallen. Er hatte mich den ganzen Tag durch Westbeirut begleitet, hatte Propagandareden geschwungen und Arafat in den Himmel gehoben. Jetzt beschimpfte er ihn als Verräter, weil er sich wieder mit mir getroffen hatte.

*

Während des Treffens in Genf hatte ich bei Arafat eine Überschwenglichkeit gespürt, die mich vage an seine Stimmung in Beirut erinnerte. Ganz unbewußt hatte ich sie registriert.

Wenige Tage später begriff ich ihren Sinn. Unmittelbar nach seinem Auftritt in Genf war Arafat auf mysteriösen Wegen nach Tripoli im Libanon gegangen. Die syrische Armee, versteckt hinter ihren palästinensischen Söldlingen, die von der Welt "Rebellen" genannt wurden, war nach ihrem Überfall auf die Palästinensergruppen in der Bekaa-Ebene zur Belagerung der PLO in Tripoli und der benachbarten palästinensischen Flüchtlingslager angetreten. Es war

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