eine kürzliche Begegnung mit Zbigniew Brzezinski, dem ehemaligen Sicherheitsberater Präsident Carters. Er erinnerte Brzezinski an sein berühmtes Wort "Bye, bye, PLO!" und stellte fest, was offensichtlich war: daß die PLO noch da war, während Brzezinski und Carter nicht mehr amtierten. Was ich damit ergänzte, daß die drei Verschwörer des Libanonkrieges - Menachem Begin, Alexander Haig und Baschir Gemayel - auch alle weg vom Fenster seien: Gemayel tot, Haig gefeuert und Begin von der Welt abgeschnitten. "Ach, übrigens, wie geht es Begin?" wollte Arafat wissen. Ich versorgte ihn mit sämtlichen klinischen Details, die mir zur Verfügung standen.

Es beeindruckte mich, wie er die israelische Situation erfaßte. Ja, ich war immer und immer wieder verblüfft über sein erstaunliches Gedächtnis für Details und über seine schnelle Auffassungsgabe, zwei Eigenschaften, die zur Erklärung seiner dominierenden Stellung beitragen mögen. Es kann überhaupt keinen Zweifel geben, daß er ein perfekter Politiker ist.

Wir brauchten ihn gar nicht davon zu überzeugen, daß zuallererst die öffentliche Meinung in Israel verändert werden mußte, wenn man eine friedliche Lösung erreichen wollte. Er war ganz und gar gegen die Haltung jener palästinensischen Bürger Israels, die aus mißverstandenem palästinensischem Patriotismus den Boykott der israelischen Wahlen predigten. "Sie helfen den Extremisten!" versicherte er wie ein Echo unserer eigenen Empfindungen. Er versprach, diese Botschaft über den Rundfunk zu verbreiten. Es verstand sich von selbst, daß er damit den Prozeß der israelischen Wahlen absegnete. Dies war faktisch eine Anerkennung Israels in seinen Grenzen vor 1967, die mehr sagte als jede sonstige Erklärung.

Ein weiterer wichtiger Punkt war die Haltung zu jüngsten Guerillaüberfällen in Jerusalem, bei denen unschuldige Passanten ums Leben kamen. In Israel war ausführlich berichtet worden, die PLO habe diese Terrorakte offiziell gutgeheißen. Arafat bestritt dies ganz entschieden. "Ich habe den Angriff auf den Bus nicht unterschrieben. Als die israelische Regierung behauptete, eine solche Bestätigung sei veröffentlicht worden, sind wir der Sache gründlich nachgegangen und haben keine Verlautbarung dieser Art gefunden. Terzi (der Chefbeobachter der PLO bei den Vereinten Nationen) ist danach gefragt worden und hat es offiziell dementiert."

Wie Arafat mir später sagte, hat dieser Teil unseres Gesprächs ihn zu zwei wichtigen Veröffentlichungen angeregt, einer im Londoner Observer und einer anderen in dem bedeutenden französischen Linksblatt Le Nouvel Observateur. In der Ausgabe des Nouvel Observateur vom 4. Mai wurde Arafat nach dem Überfall in Jerusalem gefragt und antwortete:

"Ich wiederhole, was ich schon oft gesagt habe: Ich unterscheide sehr genau zwischen militärischen Operationen gegen militärische Ziele und militärischen Operationen gegen zivile Ziele. Ich bin gegen Operationen, die Zivilisten in Mitleidenschaft ziehen, wie ich schon tausendmal gesagt habe. Aber man muß

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