Assad in seinem ersten Interview für amerikanische Medien nach langem Schweigen eben diesen Vorschlag machte - obwohl die Sowjetunion aus naheliegenden Gründen von einer neuen Friedenskonferenz nach Genfer Art redete. 1973 in Genf war die Konferenz gemeinsam vom amerikanischen und sowjetischen Außenminister sowie vom UN-Generalsekretär geleitet worden. China und die Westeuropäer waren nicht gekommen. Auch Syrien hatte seinen Platz unbesetzt gelassen.

Das alles waren große Fortschritte - oder hätten es sein können, wären sie nicht von Israel und den Vereinigten Staaten total ignoriert worden. Ja, kaum eins dieser Fakten wurde in der israelischen Presse auch nur erwähnt.

Die einzige Reaktion der berühmten "politischen Kreise" in Jerusalem (womit immer das Außenministerium gemeint ist) auf einen neueren Schritt der PLO war die Zurückweisung des Arafat-Interviews in Le Nouvel Observateur, mit der die eindeutige Forderung nach gegenseitiger Anerkennung Israels und des künftigen Palästinenserstaates als neues Beispiel der Unaufrichtigkeit der PLO bezeichnet wurde.

Arafat schien diese Reaktion zu verletzen. "Sehen Sie", sagte er zu mir, "ich habe getan, um was Sie mich gebeten haben. Ich habe eindeutig zur gegenseitigen Anerkennung Stellung genommen und habe wieder Guerillaangriffe gegen Zivilisten rundheraus verurteilt. Aber die Antwort war sehr grob." Und nach kurzem Schweigen wiederholte er: "Sehr grob."

Ich sagte ihm, daß es hier keinen Anlaß gebe, überrascht zu sein. "Die Likudregierung möchte die besetzten Gebiete annektieren. Sie fürchtet eine extremistische PLO nicht. Sie hat Todesangst vor einer gemäßigten PLO. Je eindeutiger Sie sich für Frieden aussprechen, um so rüder wird sie antworten. Gerade die Grobheit sollte Sie ermutigen, denn sie bedeutet, daß die Regierung Angst hat. Wie Arnon Ihnen letztes Mal gesagt hat, die Likud-Regierung hat auf jeden Schritt, den Sie tun, eine Antwort, nur auf diesen nicht." Wieder drängte ich Arafat zu dramatischen Gesten, um die israelische Öffentlichkeit direkt anzusprechen. Es war immer wieder meine alte Botschaft: Um die Regierung zu ändern, mußte man die öffentliche Meinung ändern. Um die öffentliche Meinung zu ändern, waren dramatische Gesten nötig. Sein Interview im Nouvel Observateur zum Beispiel hätte anders gewirkt, wenn es direkt in den israelischen Medien erschienen wäre.

Um zu illustrieren, was ich meinte, erzählte ich Arafat und Abu Maazen eine Geschichte. Die entspannte Atmosphäre unseres Gesprächs machte das möglich. Sie machte mir Mut, etwas zu tun, was ich vorher nicht gewagt hätte - Arafat, dem Meisterpolitiker, so etwas wie politischen Unterricht zu geben. Im Jahre 1959 besuchte ich die Vereinigten Staaten, und ein Freund schleppte mich mit zu einem hochklassigen Wohltätigkeitsball. Als alle aufstanden, um zu tanzen, blieb ich am Tisch allein in Gesellschaft eines mir unbekannten Herrn zurück. Wir tranken zusammen Wodka und stellten uns vor. Ich erfuhr,

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