rusalems und direkte Verhandlungen zwischen der israelischen Regierung und der PLO.

Wieder war ich erstaunt, wie behende Arafats Verstand eine politische Situation erfaßte. Er meinte sofort, da man ja vor allem die öffentliche Meinung der Juden in Israel verändern wolle, müsse ein Jude an der Spitze der Liste stehen. Leider begriffen unsere arabischen Freunde in Israel das nicht und bestanden darauf, einen der ihren zur Nummer eins der Liste zu machen. Das unter anderem machte die Liste weniger attraktiv für die jüdischen Wähler in Israel, als sie hätte sein müssen. Arafat bezeichnete auch den Aufruf einiger Araber in Israel, die Wahlen aus nationalistischen Gründen zu boykottieren, als idiotisch. "Sie helfen den Feinden des Friedens", kommentierte er.

Dann gingen wir von unseren Problemen zu seinen über und redeten über den kommenden Kongreß des Palästinensischen Nationalrates. Ich äußerte freimütig meine Sorge, daß dieser Kongreß, wenn er im Vorfeld unserer Wahlen stattfände und wenn die Scharfmacher wieder ihre Vulgärsprache losließen, uns erheblichen Schaden zufügen könnte. Ich wies daraufhin, daß es 1977 und 1981 so gewesen wäre - wobei Abu Amar und Abu Maazen schnelle, bedeutungsvolle Blicke wechselten.

Jedenfalls versicherte mir Arafat, es bestünde keine Aussicht, daß der Palästinensische Nationalrat noch vor unseren Wahlen zusammentrete. Der Monat des Ramadan stand bevor, und während der Fastenzeit konnte keine politische Veranstaltung stattfinden. Ohne besonderes Bedauern zu zeigen, sah er voraus, daß der Palästinensische Nationalrat wohl erst nach dem Juli tagen würde.

*

Am nächsten Tag flog ich nach Paris zurück. Wieder blieb mir die Möglichkeit versagt, die Stadt Tunis zu sehen. Meine Gastgeber wünschten nicht, daß ich erkannt würde. Die Verhandlungen innerhalb der PLO befanden sich noch in einem brisanten Stadium, und Arafats Gespräche mit mir konnten ihm als bewußte Provokation ausgelegt werden. Im Moment war also Geheimhaltung wichtig. Außer Matti und Jakob und natürlich meiner Frau wußte niemand von dieser Reise.

Im Flugzeug versuchte ich, Champagner schlürfend, mich in die Erregung zurückzuversetzen, die ich bei meinem ersten Flug nach Tunis, meinem ersten Flug nach Rabat, meinem ersten Treffen mit Arafat in Beirut, meiner ersten Begegnung mit Hammami verspürt hatte. Jetzt waren unsere Zusammenkünfte mit Arafat zur Routine geworden, oder doch beinahe.

Das zeigte vielleicht am deutlichsten, wie weit wir gekommen waren seit meinem ersten Gespräch mit Said Hammami in London vor nun mehr als neun Jahren.

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