Zwei Schritte vorwärts, drei zurück

54

Am 23. Juli 1984 wurden in Israel allgemeine Wahlen abgehalten.

Zwei Monate vorher hatten wir die Progressive Liste für Friedenaufgestellt. Es war ein revolutionärer Anfang in der israelischen Politik. Zum ersten Mal in der Geschichte des Staates schufen Juden und Araber eine gemeinsame und einheitliche politische Kraft. Unsere Kandidatenliste bestand aus 60 Arabern und 60 Juden in wechselnder Reihenfolge, an der Spitze Mohammed Miari, ein Araber, gefolgt von General Matti Peled. Die Liste beschloß ein kurzes, aber weitreichendes Programm: Koexistenz Israels und eines Palästinenserstaates (der in den besetzten Gebieten zu gründen war); völlige Gleichberechtigung aller israelischen Staatsbürger ungeachtet der Nationalität, der Religion, der Gemeinde oder des Geschlechts.

Die Reaktion ließ nicht auf sich warten. Verteidigungsminister Mosche Arens gab kund, er beabsichtige, die Liste zu verbieten, ließ den Gedanken jedoch nach einem langen und hitzigen Gespräch mit uns fallen. Als nächster beschloß der Wahlausschuß, aus Parteiknechten zusammengesetzt, die Liste zu verbieten. Wir gingen vor das Oberste Gericht, das die Entscheidung nach ausführlicher Verhandlung erst einmal vertagte. Später gab der Gerichtshof sein Urteil bekannt, eins der bedeutendsten in der Verfassungsgeschichte Israels, das besagte, es gebe keinen vernünftigen Grund für ein Verbot dieser Liste.

Am Wahltag errangen wir zwei Mandate. Miari und Peled zogen ins Parlament ein.

Im arabischen Teil der Wählerschaft war unser Sieg bemerkenswert. Last 20 Prozent stimmten für die neue Liste. Dieses Ergebnis wurde noch eindrucksvoller in Anbetracht der Tatsache, daß die Liste nicht nur von der Arbeiterpartei bekämpft wurde, sondern auch Gegenstand wütender Ausfälle der Kommunisten war, die bis dahin praktisch ein Monopol auf die Stimmen der arabischen Nationalisten in Israel genossen hatten. Tägliche Angriffe in der kommunistischen Araberzeitung - der einzigen arabischen Tageszeitung im eigentlichen Israel - bezeichnten uns als Werkzeug einer amerikanischen Verschwörung. Ich selbst wurde als CIA-Agent gebrandmarkt. Diese Attacken hörten am Wahltag nicht auf, sondern werden mit zunehmender Vehemenz bis auf den heutigen Tag fortgesetzt.

*

396