Nach dem Krieg im Libanon und dem Auszug der PLO und ihrer zentralen Einrichtungen aus diesem unglücklichen Land fanden die Palästinenser sich praktisch damit ab, daß es für sie eine militärische Option nicht gab. Sie erwarteten von der PLO, daß sie nun den politischen Kampf für ihre Befreiung und für die Schaffung eines Palästinenserstaates führte, unterstützt von den Weltmächten, der Weltöffentlichkeit und den Friedenskräften in Israel.

Bis dahin hatten sich die Palästinenser in den besetzten Gebieten nicht am Kampf beteiligt, von kleinen Untergrundgruppen abgesehen, die Anschläge verübten, mehr um ständige palästinensische Präsenz zu demonstrieren als um wirklich etwas zu erreichen.

Die vorherrschende Stimmung in den besetzten Gebieten war Resignation. Noch immer lastete auf allen der Schock der Eroberung. Die vorhandene Patriarchenelite versuchte, sich der Lage anzupassen. Sie hoffte auf eine schnelle, von außen kommende Lösung. An dieser Grundstimmung änderte sich auch nichts, als 1976 bei den Kommunalwahlen - den ersten und letzten unter israelischer Herrschaft - eine neue, jüngere Generation in Amt und Würden gelangte. Zwar sah die israelische Regierung in ihnen eine Gefahr und ging mit harten Maßnahmen gegen sie vor, aber sie unternahmen nichts aus eigener Initiative. Ihnen stellte sich die Lage etwa so dar: Wir leben unter einer Besatzungsmacht. Wir können nichts unternehmen. Unsere Führung ist die PLO, die frei handeln kann, die Beschlüsse fassen und Aktionen durchführen kann. Wir vertrauen uns der PLO an, und inzwischen müssen wir standhalten, uns in den Boden krallen. Sumud war die Losung, Standhaftigkeit.

Bei den Ereignissen Ende 1987 hat eine ganz neue Generation die Initiative ergriffen, eine Generation, die unter der Besatzung aufgewachsen ist. Von unten her hat sich eine neue, energische, aktive, kämpferische anonyme Elite herausgebildet. Diese neue Generation glaubt nicht mehr daran, daß Rettung von der Welt draußen kommt. Sie hat jedes Vertrauen in die arabischen Staaten verloren und haßt die Araberregime. Vom Kampf draußen erwartet sie nichts; sie ist überzeugt, daß die entscheidende Auseinandersetzung im Lande selbst geführt werden muß.

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Das wird die PLO unaufhaltsam verändern.

Die PLO unterscheidet sich von anderen Befreiungsbewegungen der Welt, weil sich das palästinensische Volk von anderen Völkern unterscheidet. Es befindet sich eben in einer besonderen Situation. Zur Hälfte lebt es in fremde Länder verstreut. Die PLO entstand in dieser Verstreutheit und wurde von ihr geprägt. Sie wird von Palästinaflüchtlingen geführt, zu denen sich einige wenige Palästinenser aus Israel und den besetzten Gebieten gesellen, die ausgewiesen wurden oder emigrierten.

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