primitives Heer, als handelte es sich um die Überwältigung einer zweiten Nazi-Wehrmacht. Bush selbst hat in der Öffentlichkeit erklärt, die Armee Schwarzkopfs sei "the finest Army", die Amerika jemals eingesetzt habe - also besser als die Heere von Washington, Lee, Grant, Pershing, Eisenhower, McArthur und Ridgway. Das grenzt ans Lächerliche. Jedenfalls hat es mit dem Kriegsziel als solchem wenig zu tun.

War also das Ziel, Irak zu zertrümmern? Auch das entspricht keinem amerikanischen Interesse, ganz im Gegenteil. Der Irak ist für das Gleichgewicht im Nahen Osten lebenswichtig. Er bildet die arabische Ostmark, im alten - und immer noch bestehenden - Kampf mit dem Iran. Alle Araber, und ganz besonders Saudi-Arabien und Kuweit, sind interessiert an einem vereinigten und starken Irak. Aus diesem Grund haben sie ja Saddam Hussein bewaffnet und finanziert, als er im Krieg mit dem Iran stand, und darum haben ihm auch die Amerikaner auf die Füße geholfen, als er damals ins Wanken geriet. Rußland, mit dreißig bis fünfzig Millionen Muslims, ein großer Teil davon Schiiten, war noch mehr daran gelegen, die iranische Revolution einzudämmen.

Die Zertrümmerung Iraks konnte nur zu einem fundamentalistischen Protektorat führen. Hinzu kommt eine kurdische Irredenta, die für die Stabilität in der Türkei und im Iran gleichermaßen gefährlich ist. All das hätte man voraussehen können. Bush hat die Gefahr erst im letzten Augenblick erkannt und deshalb den Krieg plötzlich abgebrochen: Kein Marsch nach Bagdad, auch kein Marsch nach Basra. Man ließ die EliteTruppen des arabisch-sunnitischen Regimes mit ihren Panzern ausrücken. Nur ein paar Tage nachdem Bush die Irakis aufgefordert hatte, Saddam zu stürzen, ließ er - in der Öffentlichkeit ungewöhnlich schweigsam - Saddam den Aufstand der Schiiten und der Kurden auf brutalste Art niederschlagen. Wahrscheinlich werden die arabischen Sunniten, die etwa 20 Prozent der Bevölkerung des Irak ausmachen, auch weiterhin die Schiiten (60 Prozent) und die Kurden (20 Prozent) beherrschen, mit oder ohne Saddam Hussein.

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