Zuerst versuchten die Amerikaner, Nasser zu bestechen. Als das mißlang, errichteten sie eine anti-ägyptische (und nicht nur anti-sowjetische) Koalition: den Bagdad-Pakt. Es ist eine Ironie der Weltgeschichte, daß Irak damals das Zentrum der gegen die ägyptische Hegemonie gerichteten Moslem-Koalition darstellte, einer Koalition, die von den Amerikanern und Engländern aus denselben Gründen aufgestellt wurde wie die neue anti-irakische Koalition, deren arabisches Zentrum jetzt Kairo ist.

Damals genügten diese Anstrengungen aber nicht. 1956 rettete Eisenhower Nasser noch, ohne zu wissen warum. 1967 aber gab Präsident Johnson Israel grünes Licht, um Nasser anzugreifen. Das Resultat war der Sechs-Tage-Krieg und zugleich das Ende des Nasser-Kapitels im Nahen Osten, obwohl Nasser selbst - wie Saddam Hussein - sich noch einige Jahre behaupten konnte.

Amerikas Interesse, Nassers Hegemoniestellung zu brechen, entsprach damals dem israelischen Interesse, eine Vereinigung der Araber gegen sich zu verhindern.

Saddam sah sich selbst als einen neuen Nasser und gleichzeitig als Nachfolger früherer mesopotamischer Helden - wie der sagenhafte Gesetzgeber Hammurabi und der (kurdische) Bezwinger der Kreuzritter, Sala-ad-Din (Saladin). Saddam Hussein war zuerst antireligiös und pan-arabisch, um dann religiös, pan-moslemisch, pan-arabisch, national-irakisch zu werden. Das Ergebnis war ein Mischmasch von Ideologien, die allesamt seinen Zielen dienen sollten. Diese waren primitiv, aber klar: Hegemonie im arabischen Raum unter irgendeiner Fahne, ganz egal welcher, um die Ölreichtümer in seine Hand zu bekommen.

Saddam, ein Bauernjunge aus einem kleinen Dorf in der Nähe der Kleinstadt Takrit, der mit zehn Jahren zum ersten Mal in die Schule kam, konnte die internationalen Zusammenhänge nicht begreifen. Daher seine unglaublichen Fehler, die an Hitler erinnern lassen. Er begriff einfach nicht, daß seine Ambitionen den Interessen Amerikas entgegenstanden und daß

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