merten damit Iraks Finanzlage noch. Außerdem wollte der Emir von Kuweit ein Olfeld, das zum großen Teil auf bzw. unter irakischem Boden liegt, nicht aufgeben. Hinzu kam, daß Saddam von Kuweit zwei kleine, unbewohnte Inseln verlangte, um Iraks schmale Golfküste zu sichern. Auch das wurde vom Emir abschlägig beschieden.

Wenn Saddam überhaupt von einer neuen Ordnung träumte, dann höchstens von einer Neu-Ordnung der arabischen Welt unter seiner Führung, innerhalb derer der sagenhafte arabische Ölreichtum den arabischen Massen zugute kommen würde, anstatt auf privaten Konten der Wüstenscheichs in Amerika und Europa zu verschwinden. Vielleicht besaß dieses Gedankengebäude auch einen Hauch von arabischer Romantik, im Sinne der arabischen Sage von Aladin und seinen vierzig Räubern.

Alles in allem hat Saddam Hussein den ersten Schuß des Vierten Weltkriegs abgegeben, so wie Gavrilo Princip am 28. Juni 1914 in Sarajevo die erste Kugel des Ersten Weltkriegs abgefeuert hat. Saddam handelte unbewußt als ein Agent der Geschichte, ähnlich wie George Bush, als dieser beschloß, Husseins Versuch einer Auflehnung sofort ein dramatisches Ende zu setzen.

Natürlich sind weder Irak noch Kuweit typische DritteWelt-Staaten. Sie besitzen beide Ol. Kuweit ist sogar steinreich, und auch der Irak ist noch wohlhabend im Vergleich zum Beispiel mit Mali (Bruttosozialprodukt je Einwohner: 180 Dollar). Aber soziale Kämpfe werden selten von den Ärmsten der Armen geführt. Öl ist ein wichtiger Rohstoff. Wer den Preis der Rohstoffe diktiert, der bestimmt auch, wer arm und wer reich ist. Und obwohl die Ölstaaten einige Male versucht haben, ihre Preise zu erhöhen und einmal - nämlich 1974 - damit sogar eine Weltwirtschaftskrise auslösten, wurden solche Versuche immer schnell niedergeschlagen. Die Fürsten Saudi-Arabiens fungierten als Agenten der amerikanischen Macht. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Preis des Erdöls, in realen Preisen, niedriger als vor dem Aufstand des Irak. Nach der Erfahrung des

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