türkisch-nationale ausgetauscht. Die Araber waren empört. Arabische Parlamentarier in Istanbul nahmen Kontakt mit zionistischen Funktionären auf und boten ihnen - zum ersten Mal - ein Bündnis an, um das Osmanische Reich zu reformieren. Ein paar leise zionistische Stimmen äußerten sich dafür. Nordau dagegen lehnte ein solches Bündnis klipp und klar ab: "Das Ziel unserer Hoffnungen, Wünsche und Mühen, das heilige Land unserer Väter, ist ottomanisches Reichsgebiet. An seinen Küsten und Landgrenzen halten türkische Soldaten Wacht. Die Schlüssel des Hauses, das die Zionisten zu ihrem Heim zu machen wünschen, liegen in den Händen der türkischen Regierung. Da ist es doch natürlich, daß alle unsere Bestrebungen nach der Türkei weisen wie die Nadel des Kompasses nach dem magnetischen Pol." Das war logisch und, wie so oft in der Politik, erwies sich die Logik als kurzsichtig. Das Osmanische Reich brach acht Jahre später, im Ersten Weltkrieg, zusammen. Die Türken gingen, die Palästinenser blieben. Aber für die zionistische Lührung war die Schlußfolgerung nur die, daß man schnell einen anderen Bundesgenossen suchen müsse. Glücklicherweise war schon einer da.

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Während des Ersten Weltkrieges fiel den Zionisten die Wahl nicht leicht. Auf beiden Seiten standen europäische Mächte, auf beiden Seiten gab es große jüdische Gemeinden mit starken zionistischen Gruppen. Für Deutschland bestand eine traditionelle Sympathie. Herzl selbst war ja von deutscher Kultur und deutscher Macht begeistert gewesen, so auch viele seiner Erben. Aber allmählich setzte sich eine pro-britische Tendenz durch, denn Deutschland war Bundesgenosse der Türkei, England hingegen näherte sich dem heiligen Land.

Großbritannien hatte schon lange seine Augen auf Palästina gerichtet. Der Suez-Kanal war die Lebenslinie nach Indien und Palästina infolgedessen wichtig, um eine Bedrohung oder Gefährdung des Kanals zu verhindern. Mit der Eroberung des

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