einer westlichen Großmacht angewiesen war. Die Errichtung eines Palästina-Staates kam für ihn einem Anathema gleich. Im 1948er Krieg wußte er eine solche Staatsgründung im geheimen Bündnis mit König Abdallah von (Trans-)Jordanien zu verhindern.

Eine andere Vorstellung wurde hauptsächlich von der Mapam-Partei vertreten, einer streng zionistischen Siedlerpartei, die jedoch marxistisch und pro-sowjetisch war. Einer ihrer Führer, Ja'akov Chasan, erklärte, daß für ihn die Sowjetunion ein "zweites Vaterland" sei. Diese Richtung sah in Stalin "die Sonne der Völker", verwarf aber dessen antizionistische Einstellung, die nach einem kurzen Intermezzo wieder zutage kam. (Stalin hat Andrej Gromyko 1947 in der UNO mit einer typisch zionistischen Begründung für die Teilung stimmen lassen und sodann Israel auch anerkannt und mit Waffen unterstützt). Mapam, damals die größte Oppositions-Partei und auch in der Armee sehr beliebt, schlug vor, daß Israel sich mit der Sowjetunion und dem "sozialistischen Lager" zusammentun solle.

Eine andere Einstellung wurde von Nachum Goldman, einem brillanten zionistischen Diplomaten und Denker, vertreten. Er regte an, Israel in eine "Schweiz des Nahen Ostens" zu verwandeln, also in ein neutrales Land zwischen Westen und Osten, der arabischen Welt mit Wohlwollen gegenüberstehend. Eine vierte Einstellung fand nur wenige Anhänger. Sie sah so aus, daß Israel sich vom Westen lösen, mit der arabischen Welt verbünden und den Palästinensern helfen solle, ihren Nationalstaat neben Israel zu errichten. (Ich selbst habe zu Anfang 1949, noch als Soldat in Uniform, diese These in einem Artikel unter der Überschrift "Pax Semitica" vertreten.)

Keine dieser erwähnten Einstellungen hatte irgendeine Chance. Ben-Gurion besaß in den vierziger und fünfziger Jahren eine absolute Autorität, politisch und ideologisch gesehen. In den ersten fünfzehn Jahren Israels hat er den Kurs praktisch allein bestimmt - und alle seine Nachfolger, bis heute, haben diesen Kurs eingehalten.

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