Scharon das Palästinenserproblem ein für allemal zu "lösen": Palästina sollte jenseits des Jordanflusses verlegt werden, die besetzten Gebiete Israel einverleibt werden, Groß-Israel (auf hebräisch: Ganz-Israel-Land) endgültig zur Tatsache werden.

Begin war nicht bereit, einen Krieg zu führen, ohne von seiten Amerikas grünes Licht erhalten zu haben. Scharon wurde daher zu Alexander Haig, dem amerikanischen Außenminister, entsandt. Der gab eine an eine Bedingung geknüpfte Antwort: Die Invasion des Libanon sei nicht erlaubt - es sei denn, daß eine klare, international anerkannte Provokation vorliege. Ein paar Tage später lag sie vor: Die Abu-Nidal Terror-Organisation verübte einen Anschlag auf den israelischen Botschafter in London. Das genügte. Als ein Geheimdienstler es wagte, Begin darüber aufzuklären, daß Abu-Nidal ein Todfeind der PLO war, antwortete Begin kurz: Das ist ganz egal, alle sind PLO. (Bis heute ist übrigens noch nicht klar, wer Abu-Nidal zu dieser wie bestellt wirkenden Provokation veranlaßt hat. Abu-Nidal war damals Saddam Hussein "untertänig". Wahrscheinlich suchte Saddam einen Vorwand, um Khomeini zu einem Waffenstillstand im Irak-Iran-Krieg zu veranlassen. Ein israelischer Einmarsch im Libanon konnte einen solchen Grund liefern.)

Der unselige Krieg fand ein unseliges Ende. Die PLO mußte sich zwar aus dem Libanon zurückziehen, war aber nicht zerstört. Arafat, der sich im belagerten West-Beirut zum ersten Male mit einem Israeli getroffen hatte (es handelte sich um mich), blieb am Leben. Die Bombardierung Beiruts und das Massaker, das die mit Israel alliierten christlichen Falangisten in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatila anrichteten, schokkierten nicht nur die Weltöffentlichkeit, sondern auch viele Israelis. Scharon mußte zurücktreten, und Begin selbst folgte ihm wenig später. Er lebt seitdem als eine Art Einsiedler in seiner eigenen Wohnung, sozusagen unter selbstbestimmtem Hausarrest.

An seine Stelle trat sein Parteikollege Schamir, ein noch unerbittlicherer Gegner eines Palästina-Friedens. Von winziger Statur und äußerst schweigsam, wird Schamir oft unterschätzt.

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