Der ehemalige Operationschef der Stern-Gruppe (eigentlich: "Kämpfer für die Freiheit Israels"), der extremsten jüdischen Untergrundbewegung vor Staatsgründung, von den Engländern als Erzterroristen gebrandmarkt, war für viele Anschläge persönlich verantwortlich. Er nimmt seine Ideologie ernst, und diese besagt: Keinen Kompromiß, der Israel zwingen könnte, auch nur einen einzigen Quadratmeter von Eretz-Jisrael aufzugeben.

Zunächst mußte Schamir einer neuen Gefahr begegnen. Die Intifada - ein Wort, das die Palästinenser dem Weltlexikon hinzugefügt haben - brach aus. Zum ersten Male glückte den Palästinensern ein wirklicher Volksaufstand. Die israelischen Behörden, wie immer verächtlich, wenn es um arabische Fähigkeiten geht, waren sicher, daß die Geschichte nach ein paar Tagen vorbei sei. Sie befindet sich aber mittlerweile schon im vierten Jahr. Beinahe einhundert Palästinenser kamen ums Leben, Zehntausende wurden verhaftet, Zehntausende verwundet, Hunderte von Häusern als "Strafaktion" demoliert, Dutzende Aktivisten deportiert, Städte und Dörfer wochenlang mit Ausgehverbot belegt. Keine dieser Maßnahmen hatte Erfolg. Im Gegenteil, im Laufe der Jahre hat sich in den besetzten Gebieten eine geheime, PLO-treue Aufstandsführung herausgebildet, deren Befehle ausgeführt werden, so daß ein PalästinenserStaat praktisch schon unter der Besatzung besteht. Für Schamir war das unerträglich. Er suchte nach einem Ausweg. Als die Golfkrise ausbrach, atmete er auf. Er hoffte, daß sie die Lage von Grund auf, zugunsten seiner Position, verändern würde.

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So also sah Israels Position bei Ausbruch der Golfkrise aus. Am Ruder saß Schamir, ausgerüstet mit klaren Zielen: das lebenswichtige Bündnis mit Amerika zu verstärken, die PLO auszuschalten, feindliche arabische Heere zu vernichten, Israels militärische Vormacht im Nahen Osten zu erhalten, Israels diplomatische Position so zu sichern, daß keine wie auch im¬

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