inszeniert, als ob ein tückischer Gott die israelische Führung ihrer Sinne hätte berauben wollen. Schon zu Anfang der Besetzung hatte Professor Yeschajahu Leibowitz prophezeit, daß Israel zu "einem Volke von Arbeitsaufsehern und Schin-BetLeuten" werde. "Schin-Bet oder auch Schabak sind die Initialen des israelischen "Allgemeinen Sicherheitsdienstes".) Der damalige Finanzminister, Pinchas Sapir, warnte, daß billige Arbeitskräfte aus den besetzten Gebieten die Modernisierung der israelischen Industrie verhindern würden.

Es wurde alles noch viel schlimmer. Die besetzten Gebiete haben Israel als Staat und Gesellschaft korrumpiert. Das siegreiche israelische Heer, 1967 beinahe vergöttert, mußte sich mehr und mehr als eine koloniale Polizeitruppe betätigen. Reservisten, von Universitätsprofessoren bis hin zu Landarbeitern, wurden ausgehoben, um Frauen und Kinder in den besetzten Gebieten zu jagen und nachts mit Gewehrkolben an Haustüren zu klopfen. Militär, Polizei und Sicherheitsdienst benutzten Methoden, die vor 1967 undenkbar schienen. Eine Kommission unter dem Vorsitz eines Oberrichters erlaubte es ihnen offiziell, auf verdächtige Palästinenser "mäßigen körperlichen Druck" auszuüben. Woraus genau dieser Druck bestehen sollte, wurde nicht veröffentlicht.

Es war der Stolz der Zionisten, daß jüdische Siedler nur von ihrer eigenen Arbeit leben, anstatt wie die Siedler der Kolonialstaaten und besonders Südafrikas, die Arbeit von "Eingeborenen" auszubeuten. Das hat sich mittlerweile radikal verändert. Bis zum Golfkrieg arbeiteten täglich mehr als 120000 Einwohner der besetzten Gebiete im kleinen Israel, zu Bedingungen, die an Südafrika erinnern. Unsere Gastarbeiter dürfen nicht in Israel schlafen, sie arbeiten oft zehn und zwölf Stunden für geringen Lohn, ohne irgendwelche sozialen Rechte zu besitzen. Den Schutz der mächtigen israelischen Gewerkschaft, der Histadrut, erfahren die wenigsten unter ihnen. Sozialsteuem werden zwar von ihrefn Lohn abgezogen, aber ihnen keineswegs in Form von Sozialleistungen zurückgegeben. Jeder kann in jedem Augenblick entlassen werden und muß dann das israeli-

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