hofften - irrtümlicherweise, wie sich bald heraussteilen sollte daß die Rückgabe von ganz Sinai als Preis für den Frieden ein Vorbild für den künftigen Frieden mit den Palästinensern abgeben würde.

Im Zusammenhang mit den "Schalom Achschaw"-Demonstrationen für den Frieden mit Ägypten entwickelte sich ein stillschweigendes Abkommen zwischen allen Friedenskräften: Unter dem Schirm dieser Bewegung können Anhänger aller Gruppen, von den gemäßigten bis hin zu den radikalen, gemeinsam demonstrieren. Die Parolen bleiben eher gemäßigt und vielleicht sogar etwas verwässert, um der Masse der Durchschnittsbürger das Mitmachen zu erleichtern. Den radikaleren Elementen steht es frei, kleinere Demonstrationen mit eindeutigeren Parolen im Anschluß zu veranstalten. Im Gegensatz zu dem Eindruck, der entstanden ist, hat Schalom Achschaw kaum richtige Mitglieder, sondern besteht nur aus einem kleinen Kern von ein paar Dutzend Aktivisten, die eigentlich von niemandem gewählt, teilweise seit dreizehn Jahren in der Bewegung mitarbeiten. Je nachdem kommen zu ihren Demonstrationen Zehntausende oder aber nur ein paar hundert Anhänger. Das hängt immer auch davon ab, inwieweit eine bestimmte Aktion von Links-Zentrum-Parteien und den KibbuzOrganisationen unterstützt wird.

Nach dem ägyptischen Frieden erfuhr die Friedensbewegung ihre nächste Probe im Libanonkrieg, nach dessen Ausbruch die radikalen Gruppen sofort eingriffen. Bereits am Ende der dritten Kriegswoche fand in Tel-Aviv eine große Demonstration gegen den Krieg statt - etwas, was bis dahin in Israel undenkbar gewesen war. Das überzeugte auch die "Schalom Achschaw"-Bewegung, und am Ende der vierten Kriegswoche kam eine noch viel größere Anti-Kriegs-Demonstration zustande. Es war eine typische politische Kettenreaktion.

Die Volksstimmung gegen den Krieg, auch in der Armee, wurde immer stärker. Zum ersten Mal verweigerten Soldaten den Dienst im Krieg. Der Höhepunkt des Protests - und der "Schalom Achschaw"-Bewegung als solcher - war nach dem

77