nun Palästina selbst an der Reihe. Als die Intifada am 9. Dezember 1987 ausbrach, standen alle Friedensgruppen in Israel vor einer historischen Herausforderung.

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Für einen anständigen Israeli war es ein leichtes, sich für den Frieden mit Ägypten auszusprechen. Zwar mußte man ein großes Gebiet zurückgeben, in das man sich inzwischen "verliebt" hatte, aber es bedurfte immerhin keiner inneren Revolution (obwohl Leute wie Jitzchak Schamir und Moshe Arens sich auch gegen diesen Frieden auflehnten). Es war auch ein leichtes, gegen den Krieg im Libanon zu sein, denn dabei handelte es sich ja um die Invasion eines Nachbarlandes. Die Intifada dagegen ist eine ganz andere Sache. Diesmal geht es um Palästina - Eretz-Jisrael. Das bringt ganz andere Emotionen an die Oberfläche, Gefühle, die tief im nationalen Unterbewußtsein schlummern.

Wörtlich übersetzt heißt Intifada "Abschüttelung", meint also die Abschüttelung der israelischen Besatzung durch die Palästinenser in den besetzten Gebieten. Aber dieser Aufstand bedeutet bei weitem mehr als nur die Selbstbefreiung eines unterdrückten Volkes, wie sie in vielen anderen Ländern, von Marokko bis Malaysia, in diesem Jahrhundert bereits stattgefunden hat. Denn die Eroberung der West Bank und des Gazastreifens durch Israel im Jahre 1967 stellte nur ein kleines Kapitel innerhalb eines hundertjährigen Krieges dar, der ganz Palästina angeht und sich weit über dessen Grenzen hinaus auswirkt. Es ist auch kein "gewöhnlicher" Krieg, wie etwa der zwischen Deutschland und Frankreich um das Elsaß. Es geht eben nicht wie in jenem Fall lediglich um ein umstrittenes Gebiet zwischen zwei bestehenden Staaten, deren jeweiliges Existenzrecht nicht bestritten wird. Der Kampf, der heutzutage zwischen Israel und den Palästinensern ausgetragen wird, hat einen einmaligen, vielleicht sogar beispiellosen Hintergrund in der modernen Geschichte.

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