Lange vor dem Golfkrieg hat die israelische Friedensbewegung der Intifada gegenüber versagt. Sie ist moralisch zusammengebrochen. Am Anfang gab es noch Demonstrationen. Es kamen zwar keine Massen, keine Hunderttausende, wie nach Sabra und Schatila, aber Kundgebungen fanden immerhin statt. Bei einer besonders eindrucksvollen, die auf dem Rathausplatz in Tel-Aviv ("Platz der Könige Israels") stattfand, traten beinahe alle berühmten Pop-Sänger Israels auf. Eine Gruppe junger arabischer Sängerinnen sang die palästinensische Nationalhymne ("Mein Land, mein Land"). Auch die "Schalom Achschaw"-Bewegung brachte es zu einer, wenn auch etwas anämischen Demonstration.

Aber damit war es bald vorbei. Je härter der Kampf wurde, desto stummer wurde die Friedensbewegung. Die Zahl der palästinensischen Todesopfer hat sich tausend genähert, Zehntausende wurden verhaftet und verwundet, einige der schlimmsten Übergriffe vor Gericht aufgedeckt, palästinensische Universitäten jahrelang geschlossen, Zeitungen verboten, Aktivisten deportiert, Häuser demoliert, Städte und Dörfer wochenlang unter Ausgangsverbot gestellt, "mäßiger körperlicher Druck" auf verdächtige Personen offiziell genehmigt, Hunderttausende an die Schwelle der Hungersnot gebracht - und die Friedenskräfte in Israel haben kaum, wenn überhaupt, protestiert, auch als sich die Intifada jahrelang auf Steinewerfen beschränkte.

Ausnahmen waren einige kleine Gruppen des radikalen Flügels, die zum Teil hervorragende und äußerst mutige Aktionen unternommen haben. Gute Beispiele dafür sind die Kriegsdienstverweigerer ("Es gibt eine Grenze"); die "Frauen in Schwarz", die wöchentlich demonstrieren und sich damit üblen männlichen Anpöbeleien aussetzen; eine Gruppe von Ärzten, die Araber in den besetzten Gebieten betreuen; die Dokumentationszentrale "Bezelem" ("im Antlitz Gottes"); die Gesellschaft für Menschenrechte; die "Rabbiner für Frieden" und andere israelische Gruppen. Aber alles in allem sind in diesen Organisationen nur einige tausend Menschen aktiv.

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