1948 automatisch die Regierung des neuen Staates Israel. David Ben-Gurion, Moshe Scharen, Levi Eschkol, Golda Meir, Jitzchak Rabin regierten den Staat ohne Unterbrechung bis 1977 im Namen dieser Partei. Dann passierte das schier Unglaubliche: Menachem Begin, lange Zeit geächtet und von BenGurion als "Schüler Hitlers" bezeichnet, kam mit seiner LikudPartei an die Macht. Anfangs wirkte dieser "Umschwung" wie ein Zufall, ein Betriebsunfall, nur eine Folge des falsch begonnenen Jom-Kippur-Krieges und einer Reihe von üblen Korruptionsskandalen.

Seitdem sind die Jahre ins Land gegangen, und der Likud ist an der Macht geblieben, die Arbeiterpartei dagegen ist immer mehr verkümmert. Am Ende des Golfkrieges besaß sie nicht im entferntesten eine Chance, erneut in Regierungsfunktion zu gelangen. Schamir und seine Partei waren stärker denn je. Auch die konsequentesten Gegner des Likud (Likud heißt Zusammenschluß) mußten inzwischen einsehen, daß das Wahlergebnis von 1977 kein Unfall war, sondern daß sich seitdem etwas Grundlegendes in Israel verändert hat.

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Israel ist eine neue und noch ungeformte Nation, die aus vielen unterschiedlichen Elementen zusammengesetzt ist - stärker als sozusagen organisch zusammengewachsene Nationen wie beispielsweise die britische oder die japanische. Die inneren Spaltungen sind zahlreich und groß, obwohl Israel von außen gesehen oftmals wie ein Monolith wirkt. Die offensichtlichste dieser Spaltungen ist ethnisch, begründet. Mehr als die Hälfte aller Juden in Israel stammt aus islamischen Ländern. Die "orientalischen" Juden sehen anders aus als ihre aus Europa stammenden "aschkenasischen" Brüder, sprechen mit einem anderen Akzent, haben einen anderen kulturellen Hintergrund und auch eine andere Mentalität. Die Aschkenasim sehen aus wie ihre ehemaligen europäischen Nachbarn und benehmen sich auch meistens so.

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