fen gegen Hunderte von verschiedenen Formen von Diskriminierung, denen sie im tagtäglichen Leben ausgesetzt sind.

Israel hat sich in seiner Unabhängigkeitserklärung als "jüdischer Staat" bezeichnet. Kein Mensch weiß genau, was das bedeutet. Die Tatsache, daß eine große nationale Minderheit existiert, hat der Staat, der keine Verfassung besitzt, bis heute noch nicht verkraftet. Das wirkt sich praktisch auf allen Gebieten aus.

*

Das gesamte Bild, so chaotisch und verwirrend es im ersten Augenblick auch erscheinen mag, erweist sich in Wirklichkeit als wesentlich einfacher strukturiert. In sehr verallgemeinerter Form könnte man sagen, daß es in Israel zwei große Lager gibt. Auf der einen Seite: die große Mehrheit der aschkenasischen Juden, im allgemeinen besser gebildet und wohlhabender, weltlich, humanistisch, liberal und demokratisch orientiert, in gehobener gesellschaftlicher Stellung, politisch etwa Zentrumlinks und im "Friedenslager" einzuordnen, unterstützt von beinahe allen arabischen Mitbürgern. Auf der anderen Seite: die große Mehrheit der orientalischen Juden, gewöhnlich auf einer der unteren Sprossen der sozio-ökonomischen Leiter stehend, weniger gebildet, religiös oder "traditionstreu", emotional, chauvinistisch, populistisch, anti-arabisch, rechts. Die Proportion beider "Lager": fast halbe-halbe.

*

Das Tal des Jordan, eine der berühmtesten Gegenden in Israel, ist Bestandteil des syrisch-afrikanischen Spalts, eines majestätischen geologischen Phänomens, das sich von Syrien bis nach Zentralafrika erstreckt. Die große Kluft, die Israel zerteilt, ist nicht weniger bedeutsam. Sie paralysiert die politischen Prozesse im Staate und schließt jede Bewegungsfreiheit aus. Der Staat ist zur Unbeweglichkeit verurteilt. Jeder Politiker, der

93