weiter als bis auf seine eigene Nasenspitze schaut, steht vor der großen Frage: Wie kann man diese Teilung überwinden oder wenigstens deren Proportionen verändern?

Schimon Peres, der Führer der Arbeiterpartei, hat eine Stra tegie, die er schon etliche Male ausprobiert hat, nämlich die, einen Keil zwischen die ultra-religiösen Fraktionen und den Likud-Block zu treiben. Er hat alles versucht: moralische Argumente, Bestechung, Erpressung, Selbstverachtung. Nichts hat genutzt. Selbst als er schon glaubte, die wichtigsten Rabbiner "in der Tasche" zu haben, wurde er im kritischen Augenblick jämmerlich von ihnen im Stich gelassen. Die rechtsradikalen Sympathien der religiösen Wähler erweisen sich gegenüber einer solchen Manipulation einfach als zu stark.

Jitzchak Rabin, Peres' "Gegenspieler", verfolgt eine andere Strategie. Ihm schwebt eine Arbeiterpartei vor, die dem Likud so ähnlich wird, daß den gemäßigt rechten Wählern ein Wechsel vom Likud hin zur Arbeiterpartei möglich würde. Aber wenn jemand schon eine anti-arabische Politik haben möchte, warum sollte er dann General Rabin General Scharon vorziehen?

Seit Jahren steckt die Arbeiterpartei in einer tiefen Krise. Eine andere Führung ist noch nicht einmal als Streifen am Horizont sichtbar, von einem wirklichen Erneuerungsprozeß kann nicht die Rede sein. Die siamesischen Zwillinge Peres-Rabin denken nicht daran abzudanken, um den Weg für eine neue Führungsgeneration freizumachen.

Der 68jährige Peres ist eine beinahe tragisch zu nennende Figur in der israelischen Politik. Man hat ihn oft mit Sisyphus verglichen. Seit Beginn der fünfziger Jahre in der Politik aktiv, hat er seinen Stein mühsam und mit unglaublicher Geduld ein dutzendmal bis nahe zum Gipfel gerollt, und jedesmal ist er seinen Händen entglitten und wieder hinuntergerollt. Die Achtung, die Peres im Ausland genießt, findet kaum Widerhall im Lande selbst. Orientalische Wähler stehen ihm mit einem leidenschaftlichen Haß gegenüber. Seine Chancen, jemals eine Wahl zu gewinnen, sind praktisch gleich Null, aber er ist dazu

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