erkennbare Nation sind, mit eigener Sprache und eigener Kultur, und obwohl sie in einem zusammenhängenden Territorium lebten, ist es ihnen nicht gelungen, zu einem eigenen Staat zu kommen. Seit mindestens 3000 Jahren befinden sich die Kurden in einem permanenten Aufstand, lediglich unterbrochen von kurzen Perioden der Unabhängigkeit. Der größte Kurde, Salach-ad-Din (Saladin), der Jerusalem von den Kreuzrittern befreite, ist auch heute noch das Vorbild aller Araber und wird als solches von Saddam Hussein gefeiert. Den Kurden von heute allerdings nützt das wenig. Zu ihrem Unglück gehört es, daß das von ihnen bewohnte Gebiet in fünf verschiedenen Staaten liegt - hauptsächlich in der Türkei, im Irak und Iran, aber auch in Syrien und der sowjetischen Republik Aserbaidschan. Nach dem Ersten Weltkrieg hat man den Kurden in der Türkei im Vertrag von Sèvres zwar Autonomie versprochen, aber ähnlich wie jetzt Saddam Hussein war die geschlagene Türkei damals noch stark genug, um das zu verhindern. Den Kurden im Irak hatte man gar nichts versprochen, denn ihr Gebiet war reich an Erdöl. Die Engländer sprachen das Gebiet dem Irak zu, um es in ihrer Hand zu behalten. In allen fünf Staaten werden die Kurden heute unterdrückt.

Zu Anfang der siebziger Jahre dachten die Kurden, im Irak endlich eine Chance zu bekommen. Der Schah befand sich im Streit mit Bagdad. Um im Süden des Irak Zugeständnisse zu erhalten, hatte er den Kurden im Norden seine Hilfe zugesagt, die sich dann auch prompt erhoben. Israel, immer daran interessiert, die Irakis von sich abzulenken, schickte Waffen und vorzügliche militärische Berater über den Iran ins kurdische Gebiet. Der Aufstand war erfolgreich in den Bergen, aber 1975 ließ der Schah die Kurden einfach fallen. Der Mohr hatte seine Schuldigkeit getan. Saddam machte dem Schah, zähneknirschend, die gewünschten Zugeständnisse, und der Schah verkaufte ihm dafür die irakischen Kurden. Ohne den direkten Zugang über den Iran konnten auch die Israelis den Kurden nicht mehr helfen. Mustafa Barsani, der berühmte Kurdenführer, mußte mit gebrochenem Herzen fliehen.

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