Erklärung dienen, warum so viele Leute glauben, daß die Behörden die Bevölkerung nicht genügend auf die Raketenangriffe vorbereitet haben, obwohl vom Ausbruch der Krise im August 1990 bis zum Beginn der Operation "Wüstensturm" beinahe ein halbes Jahr verstrich.

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Aber wirklich wütend waren viele nur auf die Deutschen. Den Hauptanlaß dazu gaben deutsche Waffenproduzenten und -händler, die Saddam Hussein die Materialien und das Knowhow für die verbesserten Raketen und das Giftgas geliefert hatten; im vollen Bewußtsein, daß diese Waffen wahrscheinlich eines Tages gegen Israel zum Einsatz kommen würden. Wie sich später herausstellte, setzten einige von ihnen auch nach Beginn der Golfkrise die Lieferungen noch fort. Natürlich waren die Deutschen nicht die einzigen. Todeshändler vieler anderer Länder waren ebenfalls beteiligt. Und natürlich hat auch Israel selbstvielen ziemlich unangenehmenTyrannen Waffen geliefert. Aberbei Deutschland handelt es sich doch um einen Sonderfall.

Die Beziehungen zwischen Juden und Deutschen, zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland, sind ein Kapitel für sich. Ein schmerzliches Kapitel. In Israel leben Hunderttausende von Menschen, die den Holocaust überstanden haben. Es ist ganz gewöhnlich, blaue KZ-Nummern auf den Armen von Menschen zu entdecken, mit denen man zu tun hat. Die Kinder von ehemaligen Häftlingen der Vernichtungslager sind von frühester Kindheit an mit Angstgefühlen aufgewachsen, die oft stärker sind als die der Eltern selbst, die zumindest noch eine sorglose Kindheit vor der Nazizeit genossen haben. Es gibt in Israel beinahe keine aus Europa stammende Familie, die nicht Verwandte im Holocaust verloren hätte. Auch aus islamischen Ländern stammende Juden identifizieren sich mit den Opfern, manchmal sogar mehr noch als ihre europäischen Nachbarn. Der Holocaust ist in Israel überall gegenwärtig. Es gibt Holocaust-Gedenktage, -Gedenkfeiern, -Gedenkstätten

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