Ein einfacher Israeli sagt sich: Wenn man alle Araber rausschmeißen könnte, wäre es wunderbar. Geht das nicht, so ist es besser, auf die besetzten Gebiete zu verzichten. Sollen sich die Araber samt ihrer Gebiete zum Teufel scheren. Wer so denkt, antwortet den Meinungsforschern, zu ihrem großen Entsetzen, mit einem Ja auf die beiden, letztlich entgegengesetzten Fragen. Je schlimmer und stärker die Intifada wird, desto größer die Wut der Israelis auf die Palästinenser, desto mehr gewinnt diese Einstellung an Gewicht.

Der Transfer ist praktisch undurchführbar. Jeder ernsthafte Versuch würde sofort in einen lang andauernden Krieg münden und gleichzeitig die Weltöffentlichkeit empören. Er würde in Israel selbst zu einer leidenschaftlichen Spaltung führen, die auch die israelische Bürgerarmee auseinanderrisse.

Wenn sich solch eine Mehrheit bildet, oder sie aber schon besteht - wie wirkt sich das politisch aus? Das ist der springende Punkt, die Kernfrage, auf die niemand eine Antwort besitzt.

Israel ist ein demokratischer Staat - jedenfalls innerhalb seiner Staatsgrenzen. Aber in Israel - wie auch in manchen anderen Demokratien - besteht keine automatische Kraftübertragung zwischen der Volksmeinung und den politischen Triebkräften. Aus innenpolitischen Gründen regieren die Rechtsparteien, die Arbeiterpartei ist lahmgelegt, die Friedensbewegung ist entkräftet. Es gibt Leute, die glauben oder hoffen, die Lage werde sich von innen und von außen so entwickeln, daß sogar der Likud, wenn auch widerwillig, zu einer Friedenslösung gedrängt werde. Andere hoffen auf einen Umschwung innerhalb der Arbeiterpartei. Wieder andere glauben ganz einfach, daß sich in einer Demokratie der Volkswille doch irgendwie durchsetzen wird.

Eine neue Art von Fatalisten liest die täglichen Schreckensmeldungen - zwölfjähriger Junge in einem palästinensischen Dorf von Soldaten erschossen, vier israelische Frauen in Jerusalem von einem islamischen Fanatiker erstochen - und sagt: Es muß noch schlimmer werden, bevor beide Völker zur Besin¬

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