nung kommen und die Vernunft sich durchsetzt. Die List der Vernunft ist grausam. Wie für Goethes Mephistopheles ist die Gewalttätigkeit beider Seiten ein Teil jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.

Auch solche optimistischen Pessimisten - oder umgekehrt vermehren sich zusehends. Sie glauben, daß der Frieden nicht aus Idealismus geboren wird, nicht weil jedes Volk aufgrund der Güte seines Herzens das Recht des anderen erkennen wird, sondern weil eben die beiden Völker sich nicht mehr ausstehen können. Frieden aus Haß, nicht aus Liebe. Aber auch solch ein Frieden kann gedeihen und zu etwas Besserem führen.

Ein hebräisches Sprichwort sagt, daß sogar derjenige, der die Thora zuerst nicht um ihrer selbst willen lernt, sie am Ende doch um ihrer selbst willen lernen wird.

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Der Golfkrieg war eine kleine Episode der Weltgeschichte. Aber im Nahen Osten kann er ein Scheidepunkt gewesen sein. Er hat gezeigt, wie ein zukünftiger Krieg im Nahen Osten aussehen wird: Giftgas, Femraketen, vielleicht nukleare und biologische Waffen der Massenvernichtung werden zum Einsatz kommen. Er hat gezeigt, mit welcher Plötzlichkeit der Nahe Osten wegen eines seiner zahlreichen Probleme explodieren kann und wie die ganze Welt davon betroffen wird. Er hat gezeigt, daß das Palästina-Problem nicht einfach verschwindet. Am nächsten Tag stand es wieder im Mittelpunkt.

Israel lebt auf einem aktiven Vulkan. Auf seine brutale Art hat der Golfkrieg jeden Israeli daran erinnert. Nur der Frieden kann diesen feuerspeienden Berg zum Erlöschen bringen.

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