ten. Kanzler Schmidt schickte ich während dessen Amtszeit zwei von Avnery verfaßte Porträts über israelische Politiker mit der Bemerkung, dergleichen würde er von seinen Diplomaten nicht erfahren. Schmidt quittierte dankend.

"Vor allem die Israelis müssen Großmut und Vorausschau zeigen", riet Avnery seinen Landsleuten, und was er seit den fünfziger Jahren gepredigt hatte, ist schließlich eingetreten. Die Israelis verhandeln mit den Palästinensern.

Als im September 1993 das Abkommen zwischen Israel und der PLO zustande kam, muß dies eine tiefe persönliche Befriedigung für Uri Avnery gewesen sein, der 1977 als einziger israelischer Journalist die Ehefrau des ägyptischen Staatspräsidenten Sadat, Jihan Sadat, für sein Blatt interviewte und 1982 als erster Israeli mit Arafat im belagerten Westbeirut über Wege zum Frieden im Nahen Osten gesprochen hatte (und vom Generalstaatsanwalt deshalb beinahe wegen Hochverrats vor Gericht gestellt worden war). Für einen Frieden mit den Arabern würde er sogar das annektierte Ostjerusalem wieder hergeben.

Der Name, den sich mein Freund aus Kindertagen in Israel nach seiner Flucht aus Deutschland zulegte, stammt aus der Bibel: Uri bedeutet Flamme, Avner hieß der Feldherr des Königs David. Was immer er sich dabei gedacht haben mag, als er sich so beziehungsreich benannte, seine Kämpfe hat Avnery nicht nur durchgestanden, sondern, soweit dies möglich war, sogar gewonnen.

Rudolf Augstein, Hamburg, April 1995

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