Ich habe mit Yitzhak Rabin über viele Jahre hinweg eine Art Dialog über das Palästinaproblem geführt. Das fing etwa 1969 an. Ich besuchte ihn damals in der israelischen Botschaft in Washington; wir führten ein Gespräch, und das setzte sich dann jahrelang fort. Hier und da traf ich ihn auf allen möglichen Parties und besuchte ihn in seinem Büro. Später, als ich die Kontakte mit der PLO aufgenommen hatte, berichtete ich ihm auch darüber. Ich bin also ziemlich gut informiert, wie sich seine Ideen entwickelt haben. Rabin war bei weitem der schärfste Gegner irgendeiner Verständigung mit den Palästinensern, mehr als irgendein anderer israelischer Politiker, vielleicht sogar noch mehr als Begin. Der zentrale Punkt bei Rabin war immer seine Überzeugung, daß Israel total auf Amerika angewiesen ist; darum spiegelte er auch immer irgendwie die amerikanische Politik wider. Ich hatte 1969 nach dem ersten langen Gespräch mit ihm - damals galt er noch als Taube, im Gegensatz zu Peres, der ein Falke war - nicht den Eindruck, daß er darauf beharrte, das Westjordanland zu behalten. Im Gegenteil, schon damals sagte er: "Es ist mir ganz egal, ob ich für den Besuch von Gush Etzion - das sind die Siedlungen bei Hebron - ein Visum brauche." Er meinte damit aber ein jordanisches Visum. Es war für ihn immer klar, daß das Westjordanland an Jordanien zurückgegeben werden muß. Er hat mir damals einen Satz gesagt, den ich mir eingeprägt habe - so eine Art hebräisches Wortspiel. Damals sprach man sehr oft von Sicherheitsgrenzen, besonders der damalige Außenminister Yigal Allon. Rabin sagte: "Was ich suche, ist nicht eine Sicherheitsgrenze, sondern eine offene Grenze." Das ist ein besonders wichtiger Ausspruch, wenn

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