nigkeit darüber herrschte, worauf das Ganze hinauslaufen soll. Darum beschloß man, es um fünf Jahre zu verschieben. Erst in zwei Jahren werden Verhandlungen darüber beginnen, was überhaupt das Endziel dieses historischen Vorgangs sein soll.

Hinsichtlich der Interpretation der Vertrags-Präambel gibt es jedoch Abweichungen. Man denkt immer, Präambeln sind nur schöne Reden, die mit der Sache an sich nichts zu tun haben; aber das stimmt nicht, auch nicht nach der juristischen Auffassung Israels. Die Präambel eines Vertrages steckt den Rahmen ab, nach dem die operativen Artikel eines Vertrages ausgelegt werden müssen. Im Oslo-Abkommen werden gegenseitiger Respekt und die historische Versöhnung zwischen beiden Völkern genannt. Das Ziel der historischen Versöhnung gibt eine Richtung an, die leider nicht verfolgt wurde. Für alle Palästinenser war das Endziel absolut klar: ein Palästinastaat im Westjordanland und im Gazastreifen mit der Hauptstadt Ostjerusalem. Auf der israelischen Seite hingegen ist alles möglich: von einem Palästinastaat und einer teilweisen Annektion bis zu einem Protektorat sowie einer sogenannten Föderation mit Jordanien spuken da alle möglichen Ideen im Raum herum. Offiziell lehnt die israelische Regierung die Idee eines palästinensischen Staates ab. Im Vertrag steht, daß in zwei Jahren, also im Mai 1996, Verhandlungen über den endgültigen Status der besetzten Gebiete und alle möglichen weiteren Fragen beginnen sollen, also zum Beispiel über den Status von Jerusalem, über die Siedlungen, die Grenzen, die Sicherheit und so weiter. Man sah diese Probleme als so schwierig an, daß ihre Lösung leichter erschien, wenn

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