Siehst du in dieser Verhaltensweise der israelischen Regierung eine gezielte Absicht, oder ist das auch ein Teil der Dynamik ?

Es ist eine ganz klare Absicht, eine bewußte Politik. Es wird auch gar nicht verheimlicht, man sagt das ganz offen. Das gilt vor allem für die Siedlungen: Niemand fühlt sich verpflichtet, über sie zu verhandeln. Praktisch heißt das, daß man das Siedlungsproblem einfrieren wird. Damit ist es aber nicht getan. Die Siedlungen werden erweitert, es werden neue Siedlungen gegründet. Es gibt Demonstrationen und regelrechte Kämpfe um solche neuen Siedlungen, die getarnt sind als Erweiterungen bereits bestehender. Das ist ein Vertrauensbruch - es wird Vertrauen abgebaut statt aufgebaut.

Natürlich gibt es auch Probleme, die nicht im Vertrag erwähnt sind und die eindeutig mit der historischen Versöhnung zwischen beiden Völkern Zusammenhängen. Ein wichtiges Beispiel ist das Eläftlingsproblem. Wir haben am Tag nach Oslo eine Erklärung abgegeben, in der wir forderten, alle Gefangenen sofort freizulassen. Es gab zu dem Zeitpunkt 12 000 palästinensische Häftlinge, darunter Frauen und Kinder, die Steine geworfen hatten. Wir sagten, im Sinne der Versöhnung und des Geistes von Oslo sei es absolut notwendig, diese Leute allesamt sofort zu entlassen, denn es sind die nationalen Helden des palästinensischen Volkes. 12 000 Familien, das heißt über eine Million Menschen, sind direkt betroffen - im Prinzip alle Dörfer und Städte Palästinas. Erst wenn diese Leute nach Hause kommen, hat der Frieden wirklich begonnen.

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