letzten Jahren in Libyen, im Irak oder auch im Libanon gelebt haben. Wenn sie jetzt mit ihren Familien zurückkommen, haben sie keine Ahnung von Israel und von Demokratie, weil sie nie in einer demokratischen Gesellschaft gelebt und nie gesehen haben, was eine öffentliche Meinung, was freie Presse ist, wie sich ein politischer Prozeß in einem demokratischen Staat bildet. Die zweite Gruppe sind die Palästinenser, die während der Okkupation in den besetzten Gebieten gelebt haben. An ihrer Spitze stehen Tausende von Freiheitskämpfern, die in israelischen Gefängnissen waren, die dort hebräisch gelernt und auf eine seltsame Art und Weise Israel kennengelernt haben. Ich muß sagen, ich war überrascht über die Einstellung dieser Leute; es besteht so gut wie keine Bitterkeit. Direkt nach Oslo habe ich meine neuen Freunde von der Al-Fatah nach Tel Aviv in ein Restaurant eingeladen. Es waren zehn Männer und eine Frau. Wir haben ausgerechnet, daß um den Tisch herum etwa 45 Jahre Gefängnis saßen. Wir sprachen hebräisch, weil alle im Gefängnis hebräisch gelernt haben. Diese Palästinenser haben einen ganz anderen Begriff, wie die palästinensische Gesellschaft aussehen soll. Es sind alles überzeugte Demokraten. Alle wollen eine freie Presse, freien Rundfunk und freies Fernsehen.

Jetzt kommt Arafat aus Tunis - in einer ganz und gar neuen Situation. Denn die erste Frage ist: Wir bauen einen Staatsapparat auf - mit wem sollen wir ihn besetzen? Folgende Möglichkeiten kommen in Frage: Erstens die alten Kämpfer, die aus dem Ausland zurückkehren, die ihr ganzes Leben lang für einen Palästinastaat gekämpft haben und die sagen: "Jetzt, wo er zustande kommt,

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