Allernötigsten versorgen. Investitionen macht man, um Arbeit in vier bis sechs Jahren zu bekommen. Wer denkt aber heute überhaupt daran, was in sechs Jahren in Gaza sein wird? Ich hatte die Gelegenheit, mit dem zuständigen Herrn im Auswärtigen Amt in Bonn darüber zu sprechen; ich sagte zu ihm: Wenn jemand verblutet, ist es ganz egal, ob ein Teil davon durch Korruption enteignet wird oder ob die Institutionen funktionieren. Ein Palästinenser sagte mir, daß die Deutschen eine preußische Verwaltung aufstellen wollen, gerade mal ein paar Wochen, nachdem sie aus Tunis zurückgekehrt sind. Erstens sind die Palästinenser jedoch keine Preußen, sondern Araber; und zweitens, wie lange hat es in Israel gedauert, bis eine mehr oder weniger gut funktionierende Verwaltung entstanden ist? Es ist alles Unsinn, und es ist in gewisser Weise ein Verrat der Welt an den Palästinensern, vor allem von seiten der reichen arabischen Staaten, die ihnen gegenüber eine sehr ambivalente Einstellung haben. Beispielsweise Saudi-Arabien: Dort hat man Angst vor den Fundamentalisten; daher will man einen palästinensischen Staat als Bollwerk gegen den Fundamentalismus. Andererseits hat man aber auch Angst vor einem palästinensischen Staat, der demokratisch sein könnte; der erste wirklich demokratische arabische Staat wäre eine gewaltige Gefahr für alle bestehenden arabischen Regime. Deshalb sind die Saudis sehr ambivalent, und da sie sowieso einen Haß auf die Palästinenser haben - und besonders auf Arafat wegen seiner ungeschickten Politik im Golfkrieg -, geben sie einfach kein Geld mehr; sie wollen Arafat so praktisch erdrosseln, bis er auf dem Boden liegt und um Hilfe fleht.

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