Gruppe von Terroristen ein Vetorecht auf den Frieden. Das ist eine paradoxe Situation, ein verrückter Teufelskreis: Die Hamas macht einen Anschlag, um den Frieden zu verhindern. Dieser Anschlag unterstützt die Rechtsradikalen in Israel, die ein großes Geschrei machen und sagen, das Oslo-Abkommen sei ein Abkommen mit Terroristen, Arafat sei ein Terrorist, der heimlich Hamas unterstütze. Also darf man das Abkommen nicht erfüllen. Dann kommt die israelische Regierung unter den sogenannten Druck der öffentlichen Meinung und sagt: Ja, wenn das so ist, müssen wir die besetzten Gebiete absperren und warten, bis sich die Situation ändert. Auch Staatspräsident Ezer Weizman, die ehemalige Taube, hat offiziell gefordert, die Verhandlungen abzubrechen. Der Teufelskreis funktioniert aber auch umgekehrt: Ein verrückter jüdischer Fanatiker bringt 40 muslimische Gläubige in der Moschee in Hebron um; das verursacht natürlich ein großes Geschrei auf der arabischen Seite: Arafat ist ein Verräter, ein Quisling; wir müssen den Kampf weiterführen gegen die ungläubigen Juden. Somit entsteht dann Druck auf der arabischen Seite, das Abkommen abzubrechen.

Für mich ist das ein klares Führungsproblem. Da läßt sich ein Staatsmann beirren von Schlagzeilen in den Zeitungen, die blutige Bilder auf der ersten Seite veröffentlichen, um untereinander zu konkurrieren und eine nationale Hysterie zu entfachen. Die Israelis als Volk neigen überhaupt zur Hysterie. Wir brauchen das; gibt es eine Woche ohne einen hysterischen Vorfall, fühlen wir uns unglücklich. Nach jedem Anschlag kommt es eine Woche lang zu einem Hysterieausbruch, man redet und

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