möglich, etwas Gutes über ihn zu sagen. Als ich Arafat zum ersten Mal traf, in Beirut 1982, hatte ich ein deutsches Fernsehteam dabei. Ich nahm die Kopie des Fernsehfilms mit; es wurde noch am selben Abend im israelischen Fernsehen ausgestrahlt - zum großen Ärgernis der Regierung. Was die Israelis an meinem Bericht über Arafat aufgeregt und wütend gemacht hat - noch mehr als die Tatsache, daß ich die Front überschritten und im Kriegszustand mit einem feindlichen Politiker gesprochen hatte -, war, daß ich über Arafat als Mensch berichtete und über sein Benehmen, seine Körpersprache, sein Aussehen schrieb und darüber, wie er Kinder behandelt. Man sah im Fernsehen, daß er mich umarmte und küßte. Alles andere konnte man vielleicht noch irgendwie verzeihen - das aber nicht. Auch heute noch klingt es beinahe verrückt, etwas Gutes über Arafat zu sagen, zu sagen, er ist ein Mensch. Sogar heute, zwei Jahre nach Oslo, klingt das entweder seltsam oder verrückt. Da behauptet man, Uri Avnery ist ein Anbeter von Arafat, und was er über ihn sagt, ist alles Unsinn. Ich bin jedoch kein Anbeter von Arafat, ich habe nie in meinem Leben jemanden angebetet. Ich sehe Arafat, wie er ist, mit seinen guten und seinen schlechten Seiten. Das ist etwas ganz anderes als das, was den Leuten vorschwebt. Gerechterweise muß man sagen, daß jeder Politiker im Leben ja anders ist als sein öffentliches Image; besonders gilt das fürs Fernsehen. Aber ich habe nie jemanden erlebt, der so anders ist als sein öffentliches Image, sein Fernsehbild, wie Yassir Arafat. Zum Teil ist das seine eigene Schuld, denn gerade in Beirut 1982 habe ich das erlebt. Ein deutsches Fernsehteam hat mir geholfen, durch die Fronten zu kom¬

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