men; als wir dann mit Arafat sprachen, blieb das Team draußen. Nach ein, zwei Stunden ist mir plötzlich eingefallen, daß die armen Leute doch etwas für ihre Hilfe bekommen müssen; Arafat sollte ihnen deshalb wenigstens ein kurzes Interview geben. Also kamen die Journalisten rein, die Fernsehlichter gingen an, und ich habe wirklich gesehen, wie sich Arafats Gesichtsausdruck im selben Augenblick total veränderte. Ein Gesichtsausdruck, der, wenn man ihn im Fernsehen sieht, ganz anders ist als sonst. Er hat so ein Lächeln, das Leute manchmal wütend macht, das überheblich aussieht und das in Wirklichkeit etwas ganz anderes ist, etwas Trotziges. Er hat sich angewöhnt, so im Trotz zu sagen, wir Palästinenser, wir sind in einer schrecklichen Lage, aber wir geben nicht auf, und wir rächen uns und so weiter. Das denkt er sich dabei. Es wirkt aber schrecklich.

Arafat ist immer ganz anders, als die Leute sich das vorstellen. Man muß ihn persönlich erleben, mehr als einmal, um wirklich einen Begriff davon zu bekommen, wie er ist. Sein Fehler ist, daß er wirklich autokratisch veranlagt ist; anders hätte er jedoch nicht das tun können, was er getan hat. Es fällt ihm schwer, sich umzustellen. Er will einen demokratischen Staat, davon bin ich fest überzeugt. Aber er weiß noch nicht genau, wie das geht. Seine Vorbilder sind natürlich arabische Führer wie Assad, Sadat und Mubarak. Sich darauf einzustellen ist für einen Mann in den Sechzigern nach 40 Jahren Führung natürlich sehr schwer, besonders, weil seine engsten Kampfgefährten, Menschen, die er noch geachtet hat, alle tot sind - zum Teil ermordet wurden, zum Teil gestorben sind. Dazu gehören Personen wie Abu Jihad, den er

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