behauptete, die Araber wollten einen zweiten Holocaust. Das ist eine Einstellung, mit der wir ständig konfrontiert sind und die sehr gefährlich ist. Deswegen möchte ich, daß wir dieses Holocaust-Gedenken natürlich nicht vergessen - um Gottes willen -, aber doch in Grenzen halten und sagen: Das war in der Diaspora. Und was ist dann der Zionismus ? Auch da bin ich mit Professor Leibowitz einverstanden: Zionismus war im Grunde und ist immer noch - und in diesem Sinne bin ich ein Zionist - einfach die Entscheidung: Wir wollen ein normales Volk sein und unser Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Da ist viel Verbrämung und Dekoration dabei, aber das ist der Kern des Zionismus. Das sind wir, und so wollen wir auch bleiben.

Herzl und der Zionismus

Mir fällt an der Stelle deine Abwandlung eines Vergleichs von Isaac Deutscher ein. Da er treffend und in einfacher Form die Entstehungszusammenhänge des Zionismus und des Israel-Palästina-Konflikts beschreibt, möchte ich ihn hier für die Leser kurz zitieren; ich habe ihn übrigens in einem deiner Bücher entdeckt: "Man kann die Zionisten mit einem Manne vergleichen, dem im eigenen Haus tödliche Gefahr droht. Auf der Flucht vor dieser Gefahr betritt er ein anderes Haus, das er für unbewohnt hält. Als er feststellt, daß es das nicht ist, bittet er, in einem Zimmer wohnen zu dürfen, und dabei beruft er sich darauf, daß vor vielen, vielen Jahren einmal

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