schien es mir damals aussichtslos, aber journalistisch hatte das irgendwie Chancen und war ja auch ein großer Erfolg-

Die Beziehung zwischen Haolam Hazeh und meinen Lesern war einzigartig. Denn sie waren keine Leser im gewöhnlichen Sinne, sondern irgendwie an der Zeitung beteiligt. Die Leute haben sie entweder furchtbar gehaßt oder geliebt. Es gab nie eine neutrale Haltung, aber immer wütende Diskussionen zwischen denen, die die Zeitung sehr frech und daher wichtig fanden, und den anderen, die meinten, sie sei ekelhaft und schrecklich, ein pornographisches Blatt. Die ganze Geschichte von Haolam Hazeh ist eine Kette von Skandalen und Korruptionsaffären, die wir aufgedeckt haben. Wir umgingen dabei immer die Zensur. Wir haben alles aufgedeckt, was wir enthüllen wollten, durch alle möglichen Methoden. Wir erfanden damals Methoden, die heute schon beinahe legendär sind. Beispielsweise habe ich 1954 die berühmte Lavon-Affäre über einen israelischen Spionage- und Sabotagering in Ägypten veröffentlicht, als es total verboten war, ein Wort darüber zu schreiben; ich publizierte es mit allen Einzelheiten als eine Geschichte über einen griechischen Spionagering in der Türkei.

Wir haben ständig solche Sachen gemacht und waren so immer im Mittelpunkt des Geschehens. Das wurde der Regierung eines Tages zu bunt, besonders die Korruptionsaffären, die wir aufgedeckt haben. Schon BenGurion versuchte, ein Pressegesetz zu erlassen, das ganz klar gegen unsere Zeitung gerichtet war; er ist damit aber nicht durchgekommen, weil es viel zu extrem war. Aber dann kam Eshkol, und der hatte eine weit weniger auto-

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