vorschlagen, die Grenzen erweitern und die palästinensischen Vororte wie Abu Dis und Aram mit einbeziehen, um eine Art demographische Parität zu schaffen.

Der religiöse Aspekt ist wohl am einfachsten zu lösen. Gläubige aller Konfessionen müßten das Recht haben, ungehindert nach Jerusalem zu kommen, um zu beten, und die heiligen Stätten sollten selbständig - und unter Umständen extraterritorial - verwaltet werden. Die geistigen, metaphysischen Dimensionen kann man natürlich nicht politisch regeln - sie existieren im Geist der Menschen, und dort sollten sie auch bleiben. Man darf sie aber nicht unberücksichtigt lassen. In Jerusalem ist es nicht rational, das Irrationale zu ignorieren.

Das Hauptprinzip ist: Jede Lösung, wie immer sie auch aussehen mag, muß auf Gleichheit beruhen. Wenn Israelis in arabischen Vierteln leben dürfen, dann müssen auch Palästinenser das Recht haben, in jüdischen Vierteln zu wohnen was ihnen heutzutage verwehrt wird. Wenn die neuen israelischen Viertel in Ostjerusalem bestehen bleiben, müssen auch die Palästinenser das Recht haben, neue Viertel in Westjerusalem zu gründen.

Das alles sind Vorschläge, über die man sich Gedanken machen kann. Sie dienen dazu, die Vielfalt der Möglichkeiten aufzuzeigen. Keine dogmatische, "einzige" Lösung darf als heilig angesehen werden. Aber die Einzelheiten der verschiedenen Aspekte dürfen nicht die Gesamtheit des Problems in Vergessenheit geraten lassen. Die Lösung muß allumfassend und Erzeugnis der schöpferischen Phantasie sein; sie muß Israelis und Palästinensern einleuchten und auch begeistern.

Im Sommer 1995 hat Gush Shalom, der israelische Friedensblock, der eine klare israelisch-palästinensische Friedenspolitik vertritt, eine Demonstration an der Trennungslinie in Jerusalem veranstaltet. Vor der alten Stadtmauer wurde ein Verkehrsschild aufgestellt, das die Richtungen nach "Westjerusalem, Hauptstadt Israels" und "Ostjerusalem, Hauptstadt

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