Im Oslo-Abkommen war man sich 1993 darüber einig, daß die Diskussion über Jerusalem verschoben werden muß, bis weniger komplizierte Probleme gelöst sind. Man hatte Angst, sofort in eine Sackgasse zu geraten. Darum wurde beschlossen, die Jerusalemfrage sowie andere Themen - wie die Siedlungen, die Flüchtlinge, die Sicherheit und die Grenzen - im Rahmen der Verhandlungen über den "endgültigen Status" zu behandeln. Diese sollten am 4. Mai 1996 beginnen.

Das Oslo-Abkommen - offiziell als "Prinzipienerklärung" bezeichnet - verbietet es, in der Zwischenzeit etwas zu tun, was den Ausgang der Verhandlungen beeinflussen könnte. Keine der beiden Seiten hat das berücksichtigt. Besonders die israelische Regierung, die ja die Macht in Jerusalem hat, tat alles, um die "Tatsachen auf dem Boden" (ein beliebter zionistischer Ausdruck) zu verändern. Arabischer Boden wird weiterhin enteignet, weitere jüdische Siedlungen werden gebaut mit der klaren Absicht, die arabischen Stadtteile vollkommen zu umzingeln und jede Art der Teilung unmöglich zu machen. Diese Bemühungen gehen weiter trotz sporadischer Proteste eines Teils der israelischen Friedensbewegung. Wichtige Politiker der Arbeiterpartei, darunter auch sogenannte "Linke", unterstützen die Besiedlung, während der Likud Shimon Peres beschuldigt, eine Teilung Jerusalems herbeizuführen.

Leider gibt es im Vertragswerk von Oslo keinen ausdrücklichen Paragraphen, der es verbietet, während der Verhandlungen Siedlungen zu errichten oder zu erweitern. Man kann sich nur auf das juristische Prinzip berufen, nach welchem die Verpflichtung, über etwas zu verhandeln, automatisch beinhaltet, es im guten Glauben zu tun. Die Schaffung neuer Tatsachen widerspricht dem jedoch.

Während die beiden großen Parteien in Israel beteuern, daß hinsichtlich Jerusalem ein nationaler Konsens besteht, entwickelt sich die Stimmung in der Bevölkerung in eine ganz

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