als Ihre eigene politische Karriere ? Sie haben ja die Arbeit mit Ben-Gurion aufgegeben und gingen nach Jerusalem. Warum war Jerusalem für Sie soviel wichtiger?

Die Stadt an sich war zunächst nicht sehr wichtig für mich. Sie hat aber immer mehr an Bedeutung gewonnen, nachdem ich meine Arbeit dort begann. Vieles hatte ich 1965, als ich gewählt wurde, noch nicht richtig begriffen. Ich war Bürgermeister der einen Stadthälfte. Ich kandidierte bei den Bürgermeisterwahlen des israelischen Stadtteils, um Ben-Gurion gegenüber meine Loyalität zu beweisen. Ich wollte nicht Knessetabgeordneter werden, da ich mich nicht als einen der Gesetzgeber sah. Meine Stärke lag nicht in meinem Sprechen und Reden, sondern in meinen Taten. Zunächst habe ich es damals - solange die Stadt noch geteilt war - als eine rein administrative Aufgabe betrachtet. Dementsprechend versuchte ich, meine Pflichten zu erfüllen. Auch vor 1967 war die Stadt ja von Konflikten nicht verschont. Schon seit jeher gab es Religiöse und Nichtreligiöse. Es gab auch nur wenige Christen und kaum Araber; lediglich einige arabische Bewohner, die hier und dort verteilt waren und nur geringe Bedeutung hatten. Plötzlich war eine große Aufgabe entstanden. Ich dachte schon früher, daß die Stadt sich eines Tages vereinen würde. Ich glaubte aber, daß dieser Prozeß durch spielende Kinder und Begegnungen zwischen den Stadtbewohnern beginnen würde. Ich begann meine Arbeit also mit vielen kleinen Projekten, die keine große Bedeutung hatten.

Einige Monate nachdem ich das Amt des Bürgermeisters übernommen hatte, gab es zum Beispiel Weihnachtsfeiern in der Stadt, und ich bemerkte, daß eine nicht geringe Anzahl von Menschen stundenlang auf eine Genehmigung warten mußte, um in den Ostteil der Stadt gehen zu dürfen. Es waren unter anderem christliche Palästinenser, die um 3 bis 4 Uhr morgens Schlange standen, bis sie die Genehmigung er¬

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