zen. Daher sind meiner Meinung nach beide Fragen von gleicher Bedeutung. Jerusalem verkörpert allerdings als eine Art Brennpunkt das palästinensische Nationalbewußtsein. Folglich bildet Jerusalem geschichtlich, geographisch, kulturell und demographisch den Mittelpunkt. Und insofern kann es einen Frieden ohne Jerusalem nicht geben.

Gab es in der Geschichte nicht eine gewisse Rivalität zwischen Nablus und Jerusalem?

Das glaube ich nicht. Man kann auf ganz verschiedenen Gebieten konkurrieren. Es mag beispielsweise eine wirtschaftliche Rivalität zwischen Jerusalem, Nablus und Hebron geben. Auch mag eine politische Konkurrenz etwa zwischen Jerusalem und Ramallah existieren. Aber in gewisser Weise ist dieser umfassende Aspekt, dieses einigende Moment ganz und gar auf Jerusalem beschränkt. Es ist in seiner Bedeutung praktisch einzigartig, denn Jerusalem ist nicht irgendeine Stadt, sondern vielleicht die einzige weltweit - insbesondere für die Palästinenser - , die gewissermaßen über sich selbst hinausragt. Für die Palästinenser bedeutet sie weit mehr als nur eine Stadt beziehungsweise die Gesamtsumme ihrer Bestandteile oder ihrer verschiedenen Rollen - unabhängig davon, ob man dies nun religiös, historisch, kulturell, geographisch oder wirtschaftlich betrachtet.

Wie alt waren Sie, als Sie zum ersten Mal nach Jerusalem kamen?

Das weiß ich nicht mehr genau. Ich war noch ein Kind. In meinem Buch Ich bin in Palästina geboren habe ich geschrieben, daß Jerusalem für uns die Stadt schlechthin ist - Al-Madina. Wenn man gegenüber der Landbevölkerung, den Menschen in der Umgebung von Jerusalem, den Einwohnern Ra¬

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