erlangen. Wir waren der Meinung, daß die Engländer die Herren der Stadt seien. Und das war besser als das, was wir heute vorfinden.

Sie bezeichnen Jerusalem also als Kaleidoskop.

Ja, so eine Art Mosaik. Mosaik ist ein Begriff der Soziologen. Ich habe es "Kaleidoskop" genannt, nicht nur kulturell, sondern auch physisch. Jerusalem war nämlich auch stets ein Ort, der Anziehungskraft auf Fanatiker aller Schattierungen ausübte. Sie sagten, sie kämen, um zu bauen oder bauen zu lassen, aber in Wirklichkeit kamen sie, um zu schießen oder erschossen zu werden oder beides. Und es gab viele Vorstellungen von dieser Stadt - idealistische und fanatische; und beide sind nicht weit voneinander entfernt.

Alle in unserem Viertel in Jerusalem hatten eine Formel, nach der sie die Welt reparieren und verbessern wollten. Sie schrieben einen Brief an den englischen König, daß er den obersten Offizier absetzen solle, oder sie sprachen mit den Menschen, um etwas bekanntzugeben oder irgendwelche Dinge zu organisieren. Jeder hatte ein Rezept, um die Lage zu verbessern. Nicht nur unsere Lage, sondern die Lage der ganzen Welt.

Die Ereignisse des Jahres 1948, der Krieg, der Abzug der Briten, dies alles sind die Schwierigkeiten, die darauf hingewirkt haben, daß Jerusalem eine extreme Position in den Gefühlen aller einnahm.

Vor einigen Monaten erhielt ich zwei Briefe; beide kamen fast in der gleichen Woche. Der eine war von zum Glauben zurückgekehrten Mitgliedern einer Yeshiva in der Altstadt Jerusalems - ein glühender Aufruf gegen die Teilung der Stadt: "Ein Jerusalem! Jerusalem ist unser bis in die Ewigkeiten der Ewigkeit, bis ans Ende aller Tage!" Nicht nur in Ewigkeit, sondern in ewige Ewigkeiten, als ob Ewigkeit nicht genug

88