Wie im Ballungsgebiet um Tel Aviv, wo man auch nicht weiß, wo Tel Aviv endet und wo Ramat Gan beginnt, oder wie in Ramat Gan und Petah Tiqwa.

Man legt es einfach fest.

Genau. Das wird aber nicht einfach sein, weil man darüber verhandeln muß. Und das Paradoxe ist, daß im Falle einer Volksbefragung unter den Jerusalemern die Palästinenser plötzlich Jerusalem vergrößern wollen - aus demographischen Gründen - und die Juden es plötzlich verkleinern wollen. An welcher Stelle setzt man die Grenzlinie? Ich würde sagen in der Mitte zwischen Ramallah und Jerusalem. Auf halbem Wege endet Ramallah und beginnt Jerusalem, so wie bei Tel Aviv und Ramat Gan. Und auf halbem Wege zwischen Jerusalem und Bethlehem hört Jerusalem auf und beginnt Bethlehem, so wie bei Tel Aviv und Holon oder Bat Yam.

Jede Grenze aber, die keine natürliche Grenzlinie ist, wird zum Streitpunkt, sobald man beginnt, darüber zu diskutieren, wie sie zu rekonstruieren sei. Schon das Wort "rekonstruieren" ist eine Provokation. Egal, ob das die Grenze von David und Salomon ist oder die von 1947 oder 1967. Dieses Wort wirkt in Jerusalem wie Dynamit. Es entsteht daraus eine Ablehnung gegen das Wort "rekonstruieren"; man muß das mit Humor nehmen.

Ungeachtet davon besteht aber als politischer Aspekt das Problem der palästinensischen Hauptstadt. Die Palästinenser nennen Jerusalem "Al-Quds" und beanspruchen es als Hauptstadt Palästinas. Es ist schwer für die Juden, das zu akzeptieren. Al-Quds wird aber ohne Zweifel Hauptstadt der Palästinenser sein. Ich hoffe aber, daß die Palästinenser ihren Regierungssitz nicht im American Colony Hotel errichten und bei der Wahl dieses Ortes mit etwas Taktgefühl Vorgehen werden.

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