Man sagt heute oft, die Postmodernisten würden bezüglich Jerusalem mit widersprüchlichen Einstellungen leben. Was ist daran aber neu? Wann gab es diesbezüglich keine widersprüchlichen Haltungen? Es gab sie nicht nur bei Juden, Moslems und Christen. Auch die Juden untereinander hatten gegensätzliche Positionen, ebenso die Christen.

Man könnte allen diesen Gruppen im Stadtgebiet ihre eigenen Viertel geben. Ich habe bereits das Beispiel Mea Shearim genannt. Mich stört es nicht, wenn sie ihre eigenen Sachen machen. Bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, den Autobussen, können wir ja Zusammenarbeiten, bitte schön. Das gilt auch für andere Gruppen.

Es gibt doch aber zum Beispiel in der Altstadt Wohngebiete, wo regelrechte Kämpfe stattfinden. Da geht das wohl nicht. Außerdem gibt es überall Gruppen, die es sich selber zum Gebot machen - wirklich zum Gebot - dafür zu sorgen, hier noch ein Haus und dort noch einen Quadratmeter zu vereinnahmen. Das sind bewußte Provokationen im Ostteil der Stadt. Denken Sie nur an das Haus von Ariel Sharon. Das ist reine Expansion, die viel Spannung produziert. Die Israelis dort sind aggressiv. Was machen wir mit denen ? Das wird eines Tages explodieren. Es explodiert ja schon jetzt von Zeit zu Zeit, aber irgendwann wird es richtig losgehen.

So wie sie es jetzt machen, wird das Problem nicht gelöst. Der Kampf geht schon seit tausend Jahren, und er wird weitergehen. Wenn das Geld der Reichen aus den USA nicht mehr fließt, dann wird unter Umständen saudisches Geld kommen und dann vielleicht Geld aus dem Iran. Und dann werden die Juden anfangen zu heulen und zu zetern nach dem Motto: "Was ist das? Die Araber kaufen Häuser in Jerusalem!"

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