den, die die meisten bereits vergessen haben. Als der Staat Israel 1948 im Entstehen war, wurde der Fall der Altstadt von Jerusalem zu einem Trauma. Seit über tausend Jahren lebten dort Juden, es gab eine Kontinuität der jüdischen Gemeinde. Das Motto für die Kämpfe 1948 war denn auch: "Tausend weitere Jahre!" Der Verlust der Altstadt war daher sehr traumatisch. Ich habe eine sehr genaue Erinnerung an den Tag, als die Altstadt fiel. Mein Onkel, der Geschichtsprofessor Joseph Klausner, lebte in Talpiot. Als Talpiot in die Hände der Araber fiel, floh er zu uns. Wir hatten ein kleines Radio und hörten, daß die Altstadt gefallen war. Die Männer kamen alle um, nur die Frauen und Kinder wurden herausgeholt. Mein Onkel sagte: "Wenn die Altstadt fällt, dann wird auch zwangsläufig Jerusalem fallen und mit ihm auch Israel. Wenn aber Israel fällt, dann bedeutet das die Zerstörung des Dritten Tempels, und das ist das Ende." Der Sohn unserer Vermieter meinte jedoch: "Was willst Du, die Altstadt ist zwar verloren, aber dafür werden wir eben Katamon erobern und andere Stadtteile." Und genauso kam es. Ich erinnere mich noch genau daran. Gibt es auf seiten der Araber bezüglich Jerusalem eigentlich auch diese starken Symbole?

Auch da gibt es einen Mythos vom Mythos.

Ich weiß nicht, ob man dieses inflationäre Moment von Jerusalem aufhalten kann.

Wie könnte das geschehen ?

Wir müssen die Stadt, wie schon gesagt, zuerst geographisch einschränken. Was die Emotionen betrifft, so berührt das nicht das Problem von Jerusalem, sondern das Problem der Jerusalemer. Es ist ein Problem der Jerusalemer, keines von Jerusalem! So wie ich bereits seit Jahren sage, daß es kein Pro¬

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